© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  10/15 / 27. Februar 2015

Lencke Steiner. Die parteilose Unternehmerin soll die näch­ste Wunderwaffe der FDP sein
Lindners Engel
Bastian Behrens

Kennen sie Lencke Steiner? Nein? Steiner ist die letzte Hoffnung der Bremer FDP bei der kommenden Bürgerschaftswahl. Mit ihr als Spitzenkandidatin will die Partei im Mai die Fünfprozenthürde überspringen. Lencke Steiner ist so eine Art Katja Suding der Weser-Liberalen. Und tatsächlich: Es scheint, als wäre der Wiedereinzug der FDP in das Bremer Landesparlament dank der attraktiven Jungunternehmerin in greifbare Nähe gerückt.

Wer gerne Privatfernsehen sieht, dem sagt zwar Lencke Steiner nichts, aber bei Lencke Wischhusen dürfte der Groschen fallen. So hieß die Unternehmerin, als sie 2014 Jury-Mitglied in der Show „Die Höhle der Löwen“ auf Vox war, in der Unternehmensgründer um Investoren warben. Dann heiratete sie den Unternehmer Philippe Steiner aus Siegen.

Die FDP war über den folgenden Namenswechsel allerdings gar nicht glücklich, denn bekannt geworden ist die 29jährige nun mal als Jungunternehmerin Wischhusen, die auch häufig in Talkshows saß, wo sie den Wirtschaftsverband „Die Jungen Unternehmer“ vertrat.

Die steile Karriere der Lencke Wischhusen begann vor wenigen Jahren in Bremen. Zunächst trat sie in den elterlichen Betrieb „W-Pack“ ein, ein mittelständischer Kunststoffverpackungshandel. Ihr Vater machte sie dort nach zwei Jahren zur Geschäftsführerin. So weit, so unspektakulär. Dann aber startete sie bei den „Jungen Unternehmern“ durch, die sie seit 2012 führt – eine ideale FDP-Spitzenkandidatin, sollte man meinen.

Viele Beobachter – die politische Konkurrenz sowieso – sehen das aber anders, denn Lencke Steiner weigert sich bis heute, Mitglied der Partei zu werden, die sie als Spitzenkandidatin anführt. Als die Jungpolitikerin zudem windschnittig bekanntgab, sie werde in die FDP eintreten, wenn diese mit acht Prozent in die Bürgerschaft einziehe, war das Kopfschütteln groß. Und zwar nicht nur, weil die Liberalen dort 2011 gerade mal 2,4 Prozent erreichten.

Sind die Schuhe der Spitzenkandidatin für die parteipolitisch unerfahrene Lencke Steiner doch eine Nummer zu groß? Bremer FDP-Politiker trauen sich das nur „unter vier Augen und vertraulich“ zu fragen. Die Kandidatin hat die volle Rückendeckung des mächtigen Parteichefs Christian Lindner. Der braucht, nach dem FDP-Einzug in die Hamburgische Bürgerschaft, unbedingt einen weiteren Erfolg, um die Rückkehr der Liberalen auf die parlamentarische Bühne zu sichern. Dafür posierte Steiner in der Klatschpresse sogar mit FDP-Generalsekretärin Nicola Beer und der Hamburger Spitzenkandidatin Katja Suding in High Heels und enger Kleidung als „Drei Engel für Lindner“.

Katja Suding hat ihr Versprechen in Hamburg eingelöst. Ob Lencke Steiner zum rettenden Engel für Lindner und die FDP wird, zeigt sich am Wahlsonntag, dem 10. Mai, ab 18 Uhr.

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