© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  11/15 / 06. März 2015

Das Smartphone neben den Knabbersachen
Mobilfunkgeräte: Der schwedische Ikea-Konzern will Möbel künftig mit Ladestationen ausstatten
Richard Stoltz

Trotz der Gefahr, wegen des folgenden Textes als honorierter Werbefuzzi des Möbelkonzerns Ikea entlarvt zu werden, sei angemerkt: Dieser Einfall der Firma ist wahrhaft ingeniös. Chapeau! Schon im April (kein Aprilscherz!) sollen die ersten Verkaufsexemplare in den Läden stehen. Die gerade in Barcelona stattfindende Mobilfunkmesse hat ihre Sensation.

Worum geht es? Nun, bisher war es nötig, Smartphones oder Tablets, deren Akkus leer zu werden drohten, an eine Ladestation zu hängen. Damit soll es demnächst vorbei sein. Man kauft bei Ikea einen Tisch oder ein modernes Bett und legt dann, wenn man gemütlich beisammensitzt oder kuschelt, einfach sein Smartphone wie selbstverständlich auf diesen Tisch oder auf dieses Bettschränkchen. Und niemand sieht dem neuen Möbel an, daß es auch eine Ladestation ist! Man muß dem Gast ausdrücklich erklären, weshalb man plötzlich sein Smartphone neben den Teller mit Knabbersachen und neben das Champagnerglas legt und daß er das, wenn er will, auch tun kann. Er wird herzlich dazu eingeladen.

Zugegeben, das Ganze hat seine Nachteile. Man kann sich vorstellen, daß ein Tisch voller Smartphones, die gerade aufgeladen werden (aber vielleicht auch mithören können!), ein gemütliches Beisammensein empfindlich stört. Und ähnliches gilt natürlich auch für die eventuellen Vorgänge im Bett.

Im Grunde bleibt, um es prosaisch und ungeniert zu sagen, nur ein einziges Möbel übrig, das garantiert störfrei auch als Ladegerät funktionieren könnte: der Toilettensitz im Badezimmer. Aber der ist ja leider aus Porzellan oder irgendeinem neumodischen Kunststoff. Ikea aber arbeitet doch, seiner skandinavischen Herkunft gemäß, auf die man so stolz ist, exklusiv mit Holz. Also bitte!

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