© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  11/15 / 06. März 2015

Aktion „Volksverhunzung“
„Bild“-Kampagne gegen Griechenland-Hilfe – eine Trendwende?
Ronald Gläser

Die Bild mal wieder. Deutschlands größte Zeitung hat die Euro-Rettung als Thema entdeckt und zu einer Fotoaktion gegen weitere Milliarden für Athen aufgerufen. Flankierend spottete Ernst Elitz nach der Abstimmung im Bundestag über demokratische Regeln: „Die größte Mehrheit muß nicht die klügste sein.“

Prompt formierte sich ein medialer Widerstand von links bis ganz links: Lorenz Maroldt vom Tagesspiegel nannte die Aktion „Volksverhunzung“. Jakob Augstein (Der Freitag) wetterte in seiner Spiegel-Online-Kolumne, Bild mache Stimmung gegen die Griechen. Und schließlich demonstrierten drei nackte Frauen im Femen-Stil vor dem Axel-Springer-Haus in Berlin. Grund genug für Bild, gleich einen Fotobericht für ihre Leser auf Seite zwei nachzureichen.

Bild-Chef Kai Diekmann versuchte am Freitag die Wogen zu glätten. In einem Kommentar schrieb er über die harte Zeit, die die Griechen durchmachen, und wünschte ihnen eine bessere, eurofreie Zukunft. Der Artikel wurde im Netz oft geteilt. Eine griechische Zeitung hob ihn sogar auf ihre Titelseite.

Wenn die Bild nur immer so einfühlsam und zugleich eurokritisch wäre! Es ist nicht lange her, da verunglimpfte sie noch Euro-Kritiker pauschal als „Euro-Hasser“. Und selbst der linke Bildblog mußte einräumen, daß es schon lange her ist, daß Bild überhaupt etwas über „Pleite-Griechen“ geschrieben habe. Auch der nächste Richtungswechsel kommt bestimmt.

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