© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  11/15 / 06. März 2015

Umwelt
Hände weg vom Wasser
Jörg Fischer

Trinken Sie rund 1,5 Liter Flüssigkeit jeden Tag. Bevorzugen Sie Wasser – ohne oder mit Kohlensäure“, das empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung in ihren „Zehn Regeln der DGE“. Und die Deutschen halten sich daran: Lag der Mineralwasserkonsum 1970 jährlich noch bei 12,5 Litern pro Kopf, wurden im Jahr 2000 in Deutschland erstmals mehr als hundert Liter konsumiert. Vergangenes Jahr waren es bereits über 143 Liter – bei Literpreisen von zehn bis fünfzig Cent. Ein Liter Leitungswasser kostet je nach Region lediglich 0,2 bis 0,4 Cent. Aber wie steht es um seine Qualität? „Das Trinkwasser in Deutschland kann man ohne Bedenken trinken“, sagt Maria Krautzberger, Präsidentin des Umweltbundesamts (UBA). Aus größeren Wasserversorgungen sei es „flächendeckend sogar von exzellenter Qualität“.

Beim Dienstleistungsabkommen TiSA geht es auch um die Privatisierung des Trinkwassers

Bleibelastungen seien nur noch in weniger als 0,1 Prozent der Wasserproben der Jahre 2011 bis 2013 gefunden worden. Sorgen bereiten der UBA-Chefin die zunehmenden Nitrateinträge, die aus Kunstdünger und Gülle ins Grundwasser gelangen. Einige Versorger müssen schon belastetes Grundwasser mit unbelastetem Wasser verdünnen. Eine drohende Gefahr für das deutsche Trinkwasser unterschlägt die SPD-Politikerin Krautzberger: TiSA (siehe Seite 12). Dieses internationale Dienstleistungsabkommen wird wie das Transatlantische Freihandelsabkommen (TTIP) im geheimen verhandelt – und bei TiSA geht es auch um die Privatisierung des Trinkwassers. Das würde dann nicht nur teurer, wie etwa die Berliner erfahren mußten. Bei den gescheiterten Privatisierungen in Paris litt auch noch die Qualität unter dem Renditedruck. Denn Marktwirtschaft funktioniert sehr gut zwischen den 200 deutschen Mineralwasseranbietern. Bei natürlichen Monopolen wie dem Leitungswasser heißt Privatisierung: gnadenlose Abzocke des Bürgers durch internationale Investoren.

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