© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/15 / 13. März 2015

Frisch gepresst

TTIP. Bereits der Titel zeigt auf, in welche Richtung der Autor seine Leser drängen will. Auf allen 270 Seiten warnt der ehemalige Juso-Funktionär und frühere Greenpeace-Geschäftsführer vor angeblichen Gefahren, die Bürgern durch das Freihandelsabkommen drohten. Dabei stößt er ins gleiche alarmistische Horn wie Klimahysteriker und andere Öko-Ideologen. „Die politischen und wirtschaftliche Eliten“ in Europa und den USA würden TTIP mit aller Macht durchsetzen wollen. Selbstverständlich gegen den Willen der Bürger, wie der Autor unbeirrt entgegen anderslautender Meinungsumfrage-Ergebnisse zu wissen glaubt. Zwar weist Bode im Zusammenhang mit dem geplanten Schlichtungsverfahren zum Schutz von Investitionen nicht ganz zu Unrecht auf rechtliche Risiken in dem Abkommen hin, die europäische und US-Gesetze aushebeln könnten. Ein Abwägen der Chancen und Risiken von TTIP sucht man in dem Werk aber vergeblich. Was bleibt ist eindimensionale Kritik an Konzernen und „Agrarlobby“ sowie das Schüren von Ängsten vor schlechtem Essen und mangelndem Schutz vor Giften. (ro)

Thilo Bode: Die Freihandelslüge. Warum TTIP nur den Konzernen nützt – und uns allen schadet. DVA, München 2015, gebunden, 270 Seiten, 14,99 Euro

 

Rußland-Ukraine. Deutschlands prominenteste „Rußlandversteherin“ Gabriele Krone-Schmalz ergänzt mit ihrer gut strukturierten Analyse über Rußlands Rolle im Ukraine-Konflikt genau jene Hintergründe, die vielen in der aktuellen Debatte über die Verantwortung Rußlands fehlen. Anders als bei ihren Talkshow-Auftritten gelingt es der ehemaligen ARD-Rußland-Korrespondentin, an den Ursprüngen des Konflikts anzusetzen und Rußlands Motive zu erklären, ohne die Rolle der anderen Akteure zu vernachlässigen. Dabei spart sie nicht mit Kritik an der nach ihrer Meinung einseitigen öffentlich-rechtlichen Rußland-Berichterstattung, etwa an der gezielten Verwechslung von europäischen Zielen und Zielen der EU. Im Schlußkapitel gewährt die Professorin für Fernsehen und Journalistik einen amüsanten Einblick in die schon zur Wendezeit bestehenden handwerklichen Defizite ihres vormaligen Arbeitgebers. Inhaltlich interessant ist Krone-Schmalz’ Fingerzeig auf eine von den EU-Staaten auffällig früh angestrebte „Einbeziehung“ der Ukraine in ein „gemeinsames Krisenmanagement“. (pe)

Gabriele Krone-Schmalz: Rußland verstehen. Der Kampf um die Ukraine und die Arroganz des Westens. Verlag C.H. Beck, München 2015, broschiert, 176 Seiten, 14,95 Euro

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