© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  13/15 / 20. März 2015

Bundesweite Hysterie um einen Bürgermeister-Rücktritt
Ein Ort wird verunglimpft
Ronald Gläser

Ein Medienskandal spielt sich seit Tagen im sachsen-anhaltinischen Tröglitz ab. In dem Dorf ist der Gemeindevorsteher zurückgetreten, weil Bürger vor seinem Haus gegen ein Asylantenheim demonstrieren wollten. Seitdem wird Tröglitz als braunes Nest verunglimpft – wie schon so viele Ortschaften zuvor, vor allem in Mitteldeutschland.

Es reichen ein paar Schlüsselworte, um eine handfeste Hysterie auszulösen: Wann immer es in den Neuen Ländern Zwist zwischen Einheimischen und Ausländern gibt, tischen die Zeitgeistmedien dem Publikum das Märchen vom ausländerfeindlichen Osten auf. Diese Räuberpistolen sind unausrottbar. Beim näheren Hinsehen lösen sich solche Geschichten regelmäßig in Luft auf. So war es in Sebnitz, in Mügeln, bei Ermyas M. und bei vielen weiteren Skandalen. Auch in Tröglitz ist es nicht anders: Der Ex-Bürgermeister selbst betont, er sei im Ort nie bedroht worden. Die Bürger, die gegen das Heim demonstrieren, sind vergleichsweise harmlos. Die ganze Geschichte wird nur aus einem Grund breitgetreten: weil sie dem „Kampf gegen Rechts“ dient. Genau zeitgleich mit dem Fall in Tröglitz wurde unter anderem ein von der AfD unterstützter Bürgermeisterkandidat der Freien Wähler in Annaberg-Buchholz (Sachsen) ernsthaft bedroht – er erhielt eine scharfe Patrone mit der Post zugeschickt. Die Nachricht taugte gerade mal für die Lokalpresse. Schließlich paßte dieser Fall nicht ins Schema.

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