© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  13/15 / 20. März 2015

Blick in die Medien
Holt Clarkson zurück!
Christian Vollradt

Wenn es im Fernsehen um das Thema Autos geht, hat der Zuschauer in aller Regel die Wahl zwischen zwei Arten Langeweile: Entweder doziert da ein Teleprompter-Ableser über Fahrsicherheit oder Wischerblätter-Wechsel und präsentiert anschließend den drölfundzwanzigsten Vergleichs­test von Mercedes, BMW und Audi – wobei natürlich alle getesteten Schlitten aus der oberen Mittelklasse im Prinzip total dufte sind (weil die Produktionsfirma auf das Wohlwollen der Hersteller angewiesen ist, schließlich stellen die das Testmaterial kostenlos zur Verfügung). Oder man darf irgendwelchen mattscheibendilettierenden Hobbyschraubern über die Schulter schauen, deren Dialoge ausschließlich Nockenwellen-Nerds fesseln dürften.

Deutsche Synchron-fassungen waren stets um vermeintlich anstößige Gags gekürzt.

Für Benzin-TV vom feinsten steht (oder stand?) dagegen die britische Sendung Top Gear: erfrischend unernst, immer auch für Nicht-Automobilisten unterhaltsam, zuweilen überdreht, kreativ, skurril, schwarzhumorig – und politisch unkorrekt. Das liegt vor allem an Moderator Jeremy Clark-son, der seit 2002 an Bord ist.

Daß ihn die betuliche BBC nun suspendierte, hat daher für einen Aufschrei unter seinen Fans gesorgt. Sogar Premierminister David Cameron äußerte sein Bedauern. Clarkson soll einen Produktionsassistenten körperlich angegangen sein, teilte der Sender zur Begründung mit. Tatsächlich hatte man den 54jährigen bereits mehrfach zuvor verwarnt, nachdem es seinetwegen sogar schon diplomatische Verwicklungen gab. Indien zeigte sich pikiert, weil Clarkson bei einer auf dem Subkontinent gedrehten Reportage sein Jaguar-Coupé ostentativ mit einem Klodeckel versah; schließlich bekomme jeder Europäer dort Durchfall.

Bezeichnend, daß die deutsche Synchronversion der Sendungen stets um die vermeintlich anstößigsten Gags gekürzt war. Die Onlinepetition #BringBackClarkson haben bereits über 900.000 Enttäuschte unterzeichnet.

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