© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  13/15 / 20. März 2015

Haltungsnote
Die tapferen Schneiderlein
Christian Rudolf

Man kann nicht alles haben, was man sich wünscht. Die Modemarke Dolce und Gabbana zum Beispiel. Wiewohl die flippig bis extravagant gestylten, teils obercoolen Luxusfummel aus Mailand der Augenlust und der Hoffärtigkeit schmeicheln – beim Blick auf das Preisschild ist definitiv Schluß. Und das ist wohl auch gut so, denn ein erfüllter Wunsch ist Geburtshelfer des nächsten.

Den Modeschöpfern Domenico Dolce und Stefano Gabbana hätte man in Anbetracht ihrer Klamottenkreationen alles mögliche zugetraut, aber nicht Bodenständigkeit und konservative Selbstbeschränkung. Beider Verbindung ist beruflich seit 30 Jahren überaus fruchtbar, deren private Liaison, die unter der anderen Feldpostnummer läuft, weniger. Was in der Natur der Sache liegt. „Ich bin schwul, ich kann keine Kinder haben“, sprach der 56jährige Dolce im Interview ein großes Wort gelassen aus. Die Verheißungen künstlicher Befruchtung und „gemieteter Gebärmütter“ lassen den Sizilianer völlig kalt: „Das Leben hat einen natürlichen Lauf, es gibt Dinge, die nicht geändert werden. Und eines davon ist die Familie“, die, pflichtete Stefano Gabbana bei, „keine vorübergehende Mode“ ist. Bescheidenheit und Maßhalten kleiden bekanntlich schöner als Salomonis Seide.

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