© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  14/15 / 27. März 2015

Frisch gepresst

Schmitt & Huber. Die acht dicken Bände „Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789“ von Ernst Rudolf Huber sollte jeder Historiker kennen. Das 1984 abgeschlossene Monumentalwerk ersetzt eine Bibliothek zur neueren deutschen Geschichte, da Huber Verfassung nicht juristisch eng begrenzt, sondern darunter die Gesamtheit aller staatlichen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklungen nationalen Daseins versteht. Obwohl Huber auch schon vor 1945 dazu neigte, das Staatsrecht in geistesgeschichtliche Kontexte zu stellen, ist die „Verfassungsgeschichte“ doch das Erzeugnis einer dem Autor des „Verfassungsrechts des Großdeutschen Reiches“ von 1939 nach dem Krieg¿ politisch verordneten Zwangspause als Hochschullehrer geschuldet. Biographisch gewinnt der 1990 verstorbene und hinter seinem Hauptwerk nahezu verschwundene Huber jetzt erstmals im umfangreichen Briefwechsel mit seinem Lehrer Carl Schmitt sowie in einem autobiographischen Anhang dazu kräftigere Konturen. Da beide Juristen vor und nach 1933 als Stimmführer der „kämpfenden Wissenschaft“ eingespannt sind, greift die Korrespondenz rasch aus vom Privaten und Fachlichen ins Politische und Zeithistorische. Wobei der polemisch begabtere CS einmal mehr zu großer Form aufläuft. (dg)

Ewald Grothe (Hrsg.): Carl Schmitt – Ernst Rudolf Huber. Briefwechsel 1926–1981. Verlag Duncker & Humblot, Berlin 2014, gebunden, 617 Seiten, Abbildungen, 79,90 Euro

 

Familienkulisse. Susanne Kablitz, Verlagschefin und Multifunktionärin der libertären Szene, liebt es, in ihrem Roman chronologisch hin und her zu springen. Fünfziger Jahre, die Achtziger und Gegenwart. Das wirkt so spleenig wie die ganze Romanidee: Eine Liebeserklärung an den Kapitalismus eingebettet in eine Familiengeschichte. Ihre Inspiration bezieht sie von radikalliberalen Autoren wie Ayn Rand, Ludwig van Mises, Roland Baader oder Friedrich von Hayek. Die Geschichte, die sich um Familie, Verantwortung und Unternehmergeist dreht, wird immer wieder unterbrochen durch libertäre Erkenntnisse, nicht zuletzt über den Staat als solchen und das Papiergeldsystem, das Kablitz als „Herrschaftsspiel der Massen-Stallfütterung“ beschreibt. Die klaren Gedanken werden allerdings durch die Rahmenhandlung immer wieder unterbrochen. (rg)

Susanne Kablitz: Bis zum letzten Atemzug. Juwelen Verlag, Tönisvorst 2015, broschiert, 640 Seiten, 19,99 Euro

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