© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  14/15 / 27. März 2015

Knapp daneben
Ein Affront gegen die Migrantinnen und Migranten
Karl Heinzen

Wie souverän der Medienberater Aiman Mazyek sein Metier beherrscht, kann man an dem Geschick ablesen, mit dem er sich selbst in der Öffentlichkeit verkauft. Wann immer moslemische Statisten gesucht werden, die sich neben Joachim Gauck oder Angela Merkel stellen sollen, um zuzugucken, wie sie ganz betroffen aus der Wäsche schauen und wieder einmal irgendein Zeichen setzen, ist er erste Wahl. Unvergessen sein Auftritt vom Januar dieses Jahres, als die politische Elite unseres Landes sich aus dem Regierungsviertel zum fernen Brandenburger Tor aufgemacht hatte, um zu unterstreichen, daß der islamistische Terror nichts mit dem Islam zu tun habe. Sichtlich genoß er seine Rolle als Kronzeuge für diese gewagte These. Steht nicht im 256. Vers der zweiten Sure des Koran geschrieben, daß es in der Religion keinen Zwang geben soll? Na also, was können einen da die paar anderen Textpassagen scheren, auf die sich der Islamische Staat beruft!

Mazyeks „Zentralrat der Muslime“ erweckt den Eindruck, als hätte er Relevanz. Die ist jedoch bescheiden.

Sosehr die deutsche Elite Mazyek auch schätzt, so umstritten ist er unter jenen, die er angeblich repräsentiert. Sein „Zentralrat der Muslime“ erweckt zwar qua der Namensähnlichkeit mit dem Zentralrat der Juden den Eindruck, als hätte er Relevanz. Diese ist jedoch recht bescheiden, da er gerade einmal 0,25 Prozent der Moslems in Deutschland vereint. Andere islamische Verbände haben hier weitaus mehr in die Waagschale zu werfen, und aus ihnen mehren sich die Stimmen, Mazyek möge sich doch nicht dauernd im Alleingang als Ober-Moslem aufspielen. Insbesondere sein Tingeln durch die Talkshows scheint man ihm zu neiden.

Hier ist aber mit dem Medienberater Mazyek nicht zu spaßen. Wer kein Deutsch könne, dürfe sich nicht darüber aufregen, daß er nicht ins Fernsehen eingeladen werde, ließ er die Generalsekretärin des Zentralrats, Nurhan Soykan, trotzig verkünden. Dieser rassistische Ausfall ist nicht nur ein Affront gegen die vielen Migrantinnen und Migranten, deren Integration noch nicht vollendet ist. Er ist auch in der Sache falsch. Wären im Fernsehen Deutschkenntnisse wirklich unabdingbar, müßten Sender wie RTL II oder Pro7 den Betrieb einstellen.

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