© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  15/15 / 03. April 2015

Eine Flugreise ist kein Musikantenstadl
Brandgefährliche Albernheit: Die Zeitschrift „Emma“ fordert eine Frauenquote für Piloten
Richard Stoltz

Auf die Tragödie, auch die grausigste, folgt immer die Farce, das Possenspiel, daran hat man sich fast schon gewöhnt. Daß aber nach der Airbus-Tragödie in den französischen Alpen das Possenspiel in der deutschen „Qualitätspresse“ so schnell nachfolgen würde, hat man doch nicht für möglich gehalten. Es ist aber trotzdem passiert.

In der feministischen Zeitschrift Emma wird jetzt gefordert, eine Frauenquote bei der Besetzung der Cockpits in den Maschinen der zivilen Luftfahrt einzuführen. Der Entschluß vieler Flugverkehrsgesellschaften, als Folgerung aus der Katastrophe künftig eine Dauerpräsenz von zwei Piloten verbindlich vorzuschreiben, böte einen günstigen Anlaß, die Quote nun endlich auch in dem „Männerreservat“ Pilotenausbildung durchzusetzen.

Über die brandgefährliche Albernheit der Forderung braucht an sich kein Wort verloren zu werden. Wer bei so heiklen und verantwortungsvollen Bereichen wie der Pilotenausbildung, wo es einzig und allein auf die individuelle Eignung ankommt, nach Quoten für Rassen, Geschlechter oder Religionszugehörigkeiten ruft, gefährdet Menschenleben. Mehr ist dazu nicht zu sagen.

Zur gleichen Zeit übrigens, als der Quotenruf in der Emma ertönte, wurden im Fernsehen, bei der ARD, Spekulationen laut über die Nachfolge des abberufenen Andy Borg für die Moderation der beliebten Volksmusiksendung „Musikantenstadl“. Auch hier, verlautbart aus vielen Quellen, sei eine Frauenquote fällig, ja überfällig. Die populäre Sängerin Stefanie Hertel wird als neue Musikantenstadl-Chefin ins Spiel gebracht. Die Dame selbst freilich, heißt es weiter, wolle gern ihren guten Freund Hubert Trenkwalder als Mitmoderator gewinnen. Eine Doppelbesetzung aus Mann und Frau also für die kommenden Musikantenstadl.

Sollte es wirklich sein, daß man sich auch bei Germanwings eine ständige mannfrauliche Doppelbesetzung der Cockpits als „beste Lösung“ vorzustellen beginnt? Möglich ist heutzutage vieles. Man bedenke aber immer: Flugreisen sind kein Musikantenstadl.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen