© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  15/15 / 03. April 2015

„Dann können sie es mit jedem machen“
US-Journalisten: Nach Schauprozessen und Skandalurteilen gegen Journalisten wächst die Angst vor staatlicher Überwachung
Markus Schleusener

Der Fall Barrett Brown empört amerikanische Bürgerrechtler. Im Januar wurde der 33jährige Journalist und Hacker für ein vergleichsweise harmloses Delikt zu 63 Monaten Haft verurteilt. Sein Vergehen: Brown hat Kontakte zum Hackernetzwerk Anonymous. 2012 verbreitete er in einem Netzwerk einen Link, der zu geklauten Daten führte.

Und dafür eine Haftstrafe? Später schraubten die Staatsanwälte ihre Vorwürfe runter. Andere harmlose Dinge, die ihm zur Last gelegt wurden, waren beispielsweise der Versuch, die Hausdurchsuchung bei sich zu behindern.

Brown, seine Anwälte und Unterstützer sind der Auffassung, daß die vergleichsweise hohe Haftstrafe als Abschreckung für weitere Whistleblower, Hacker und Blogger gedacht war. Das Portal salon.com etwa kritisierte: „Wenn sie Barret Brown einsperren können, dann können sie es mit jedem machen.“

Erinnerungen an Aaron Swartz, Bradley Manning, Julian Assange, Laura Poitras, Glenn Greenwald oder Sarah Harrison werden wach. Die Liste der von der US-Regierung mit unangemessener Härte verfolgten Bürgerrechtler und Publizisten wird immer länger.

Inzwischen fürchten sich auch immer mehr im Mainstream angesiedelte Journalisten vor der Verfolgung durch die US-Justiz und die Geheimdienste ihres Landes. Einer Umfrage des Pew Research Center zufolge vermuten zwei Drittel aller investigativen US-Journalisten, daß die Regierung gezielt Kommunikationsdaten sammelt und Gespräche abhört. Achtzig Prozent von ihnen glauben sogar, daß sie stärker als Normalbürger von der Datensammelwut von NSA und Co. betroffen sind, obwohl es eigentlich in einem Land mit Pressefreiheit andersherum sein müßte.

Foto: Sharyl Attkisson: Die Journalistin verließ ihren langjährigen Arbeitgeber CBS und schrieb ein Buch

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