© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  15/15 / 03. April 2015

Historikerausbildung an Urkunden: Leistungen jenseits von Nutzen und Gewinn
Quellenarbeit kommt unter die Räder
(gt)

In den Historischen Grundwissenschaften lernt der Geschichtsstudent die Quellenarbeit im Umgang mit Urkunden, Akten, Siegeln, Münzen und Wappen. Auch die Grundvoraussetzungen von Quellen erfährt er im praktischen paläographischen und epigraphischen Unterricht. Insoweit verdienten diese, über größte methodische Sicherheit verfügenden Disziplinen, wie die Bayreuther Fachvertreterin Andrea Stieldorf meint, auch die Würdigung als Elementarwissenschaften, die insbesondere nach der Bologna-Reform nicht adäquat repräsentiert seien (Archivar, 3/2014). Nur die Fähigkeit, mit Quellen im Original zu arbeiten, ermögliche überhaupt historische Erkenntnis, wie man sie allein mit dem Arrangement von Textbausteinen niemals gewinne. Insbesondere werde nur hier das Bewußtsein für den Umgang mit Text- und Bildquellen geschult. Die so erworbenen zentralen Analysefähigkeiten seien auf dem Arbeitsmarkt zudem flexibel einsetzbar und genügten der Anforderung an Bachelor-Studiengängen nach berufsvorbereitenden Komponenten. Dies könne aber nur ein Hilfsargument gegen den grassierenden hochschulpolitischen Ökonomismus sein. Denn überdurchschnittliche Leistungen, so Stieldorf, würden in den Elementarwissenschaften gerade deshalb erzielt, weil nicht nach Nutzen und Gewinn gefragt werde.

www.archive.nrw.de

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