© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  15/15 / 03. April 2015

Knapp daneben
Datenschutzquerulant aus Leidenschaft
Karl Heinzen

Max Schrems ist ein wichtiger Mann. 2012 durfte er sich über die Wahl zum „Salzburger des Jahres“ freuen. Wer die Stadt aus den Schilderungen von Thomas Bernhard kennt, weiß allerdings, daß dies nichts Gutes bedeuten kann. 2014 kürte ihn die Stiftung Warentest zum „Mutmacher des Monats“. Jemand, der diesen notorischen Miesmachern Mut macht, macht sich aber psychisch normal verfaßten Menschen, die einfach nur unbeschwert die bunte Warenwelt genießen wollen, vor allem verdächtig.

Und tatsächlich: Der jung-dynamische Jurist Schrems hat sich seine traurige Berühmtheit dadurch erworben, daß er darüber quengelt, wie wir immerzu belauscht und durchleuchtet werden. Früher nannte man solche Typen Querulanten und lachte über sie. Heute nennt man sie Datenschützer und zerrt sie als „Experten“ durch Talkshows.

Hat es nicht jeder selbst in der Hand? Wer ist denn jemals durch „Datenmißbrauch“ geschädigt worden?

Schrems ist nun sogar ein derart leidenschaftlicher Querulant, daß er sich nicht nach Landessitte darauf beschränkt, zu granteln. Er will Sand in das Getriebe der bösen Welt werfen, und da sein Anspruch wohl wirklich ein globaler ist, hat er sich Facebook zu seinem Lieblingsfeind auserkoren. Mit einer Klage, die unterdessen beim Europäischen Gerichtshof gelandet ist, will er unterbinden, daß seine lausigen Daten hinterrücks an die firmen­eigenen Rechenzentren in den USA weitergegeben werden. Dort nämlich, so suggeriert er, seien die Gesetze so zynisch, daß Wirtschaft und Staat mit den machtlosen Bürgern nach Belieben umspringen könnten.

Zynisch ist jedoch vor allem Max Schrems selbst. Er geriert sich als Interessenvertreter der Facebook-Nutzer, ohne dazu legitimiert zu sein. Hat es nicht jeder selbst in der Hand, ob und in welcher Weise er in sozialen Netzwerken mittut? Und überhaupt: Wer ist jemals durch „Datenmißbrauch“ geschädigt worden? Facebook gibt den Namenlosen Gesicht und Gewicht, läßt Menschen, die sonst im verborgenen blieben, gleichberechtigte Mitglieder der Öffentlichkeit werden. Diesen Dienst an der Menschenwürde wollen Leute wie Schrems unterminieren. Ihnen ist das Handwerk zu legen.

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