© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  16/15 / 10. April 2015

Frisch gepresst

Koloniale Lager. Seit zwei Jahrzehnten beschäftigen sich Doktoranden historischer Disziplinen bevorzugt mit Imperialismus und Kolonialismus. Ein modisches Phänomen, das einerseits aus der verbreiteten Empathie mit Opfern resultiert, sich andererseits aus der Verlockung erklärt, scheinbar mühelos „Kontinuitäten“ stiften zu können, um beim Karrierestart am ewig aktuellen NS-Diskurs anzudocken. Solchen Ambitionen entsprangen viele Arbeiten, die Internierungslager für Hereros in Deutsch-Südwestafrika als Ursprungsmuster der NS-Konzentrationslager ausgaben. Mit seiner buchhalterisch-peniblen Untersuchung über ebendiese Lager sowie über die während des Burenkrieges entstandenen britischen Lager in Südafrika verweist der Rostocker Historiker Jonas Kreienbaum derartige Konstruktionen nun ins Reich der Legende. Denn „in bezug auf Funktion und Erscheinungsbild dominieren eindeutig die Unterschiede“. Mit Blick nach Deutsch-Südwest macht Kreienbaum Kontinuitäten lediglich auf die „preußische Tradition der Schutzhaft“ aus, in der etwa Reichspräsident Friedrich Eberts (SPD) Politik des „Ausnahmezustandes“ von 1920 und 1923 stehe, die vornehmlich Kommunisten zu „Schutzhäftlingen“ gemacht habe. (ob)

Jonas Kreienbaum: Ein trauriges Fiasko. Koloniale Konzentrationslager im südlichen Afrika 1900–1908, Hamburger Edition, Hamburg 2015, gebunden, 349 Seiten, 28 Euro

 

Bonhoeffer. Ruhig und gesammelt sei er zum Galgen gegangen, beschreibt der Lagerarzt des KZ Flossenbürg die Haltung Dietrich Bonhoeffers vor seinem Tod. Kurz vor Kriegsende wurde der deutsche Theologe von den Nationalsozialisten hingerichtet. Als Klaus Koziol die Schriften Bonhoeffers las, war sein Interesse geweckt, dem „glauben, leben und sterben lernen“ mit Dietrich Bonhoeffer auf die Spur zu kommen. Der Professor für Sozialmarketing zeigt in seinem Buch einen Bonhoeffer, dessen Handeln und Stärke „ausschließlich seinem unbedingten Glauben an Jesus Christus“ entsprangen. Fasziniert von einem solchen konsequenten Glauben und der „unbedingten Hingabe“ von Bonhoeffer fragt Koziol, „was dieser Glaubenszeuge und Märtyrer uns Menschen der Moderne zu sagen hat“. Gleichzeitig spricht er die Einladung aus, es Bonhoeffer gleichzutun und ebenfalls „entschieden Christ zu sein“. (eh)

Klaus Koziol: Entschieden Christ sein. Dietrich Bonhoeffers Zeugnis für heute. Patmos Verlag, Ostfildern 2015, gebunden, 96 Seiten, 12,99 Euro

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