© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 17/15 / 17. April 2015

Edward Snowden I: Überläufer alten Typs statt „Whistleblower“
Die Meute auf Trab halten
(wk)

Ist Edward Snowden ein Held oder ein Verräter? Für den Grazer Zeithistoriker Siegfried Beer liegt die Antwort auf der Hand: Der frühere NSA-Mitarbeiter sei ein „Überläufer alten Typs“, also „mitnichten ein Whistleblower“, denn dazu hätte sich Snowden für Reformen und Korrekturen innerhalb des kritisierten Geheimdienstes einsetzen müssen (Journal for Intelligence, Propaganda and Security Studies, 2/2014). Stattdessen lebe er nun gerade im Lande des größten Konkurrenten der Vereinigten Staaten und betätige sich von dort aus als „Brandstifter in den Beziehungen der USA zu Europa und dem Rest der Welt“. Dabei gehe Snowden auch noch sehr systematisch vor: „Er und seine Snowdenistas präsentieren uns regelmäßig Informationshäppchen, im Schnitt einmal pro Woche. Das hält die Meute auf Trab.“ Allerdings erfahre diese kaum etwas Neues – schließlich habe der US-Journalist James Bamford zwischen 1982 und 2008 bereits vier Bücher über die NSA vorgelegt, in denen mehr oder weniger das gleiche stehe, nur nicht so detailliert. Vor diesem Hintergrund sei der Rummel um Snowdens „Enthüllungen“ ziemlich „unverständlich, ja verdächtig“: Wer wolle hier wovon ablenken, indem er den „verräterischen und zugleich tragischen Helden“ und dessen Botschaften derart in den Fokus der allgemeinen Aufmerksamkeit rücke?

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