© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 18/15 / 24. April 2015

Lesereinspruch

Ideologisch

Zu: „Hasen verschwinden, Störche wandern ab“ von Christoph Keller (JF 16/15)

Das hier gezeichnete Bild der Agrarbetriebe Ostdeutschlands ist einseitig bis unzutreffend. Wer durch Mecklenburg fährt, dem begegnet eine reich strukturierte Agrarlandschaft, keine verödete Agrarsteppe. Die zitierten „Roten Barone“ sind meistens Menschen, die nicht nur an Gewinn orientiert sind, sondern sich verantwortlich fühlen – sozial für die Menschen und für den Erhalt der Landschaft, ihrer Heimat. Im Gegensatz zu den meisten Industrien der ehemaligen DDR ist es ihnen zudem gelungen, die Agrarwirtschaft Ostdeutschlands existenzfähig zu machen. Natürlich müssen Probleme wie die Erosion oder die Einseitigkeit der Fruchtarten vermindert werden. Doch es ist falsch, ideologisch und gefährlich, die Hauptursache für Probleme in den Betriebsgrößen und den Betriebsleitern zu sehen. Auch in kleineren Betrieben Westdeutschlands gibt es Umweltprobleme und monotone Landschaftsstrukturen. Für die zunehmende Übernahme weiter Landstriche durch ferngesteuerte, rein profitorientierte Investoren ist nicht die ostdeutsche Landwirtschaft als solche, sondern die Politik verantwortlich.

Dr. Rickmann Michel, Bad Freienwalde