© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 18/15 / 24. April 2015

Meldungen

Britisches Erbgutgemisch: Kaum Spuren der Kelten

London. Die britischen Inseln wurden in der Vergangenheit von vielerlei Völkergruppen wie Kelten, Römern, Angelsachsen, Wikingern und Normannen besiedelt. Daraus resultiert ein kompliziertes Erbgutgemisch, an dessen Analyse sich nun ein multinationales Forscherteam um Stephen Leslie vom Royal Children’s Hospital im australischen Victoria herangewagt hat. Heraus kam ein höchst differenzierter genetischer Stammbaum der Briten, der einige Überraschungen bietet. So gab es das Volk der Kelten, welches besonders in Wales, Schottland und Nordirland präsent gewesen sein soll, offenbar überhaupt nicht. Jedenfalls weist keine der 2.039 untersuchten Genproben von Bewohnern dieser Regionen darauf hin, daß sie einer gemeinsamen ethnischen Großgruppe entstammen (Nature, 3/2015). Statt dessen bestehen diverse Ähnlichkeiten mit Bewohnern anderer Gebiete, die niemals „keltisch“ gewesen sind. Zudem tragen die Waliser noch bemerkenswert viele Gene der eiszeitlichen Ureinwohner der britischen Hauptinsel in sich. (wk)

www.nature.com

Nomaden und ihre Monumentalbauten

Washington. Lange galt unter Historikern als sicher, daß Gesellschaften zunächst ein hohes Maß an Komplexität und Seßhaftigkeit erreichen mußten, bevor sie mit der Errichtung aufwendiger Monumentalbauten beginnen konnten. Mittlerweile mehren sich allerdings die Belege dafür, daß das auch anders ging – markantestes Beispiel hierfür ist das Bergheiligtum auf dem Göbekli Tepe in Anatolien, das vor 12.000 Jahren von nomadischen Jägern und Sammlern geschaffen wurde. Ein weiterer Fund dieser Art gelang nun Archäologen unter Takeshi Inomata von der University of Arizona im guatemaltekischen Ceibal (Proceedings of the National Academy of Sciences of the USA, 3/2015). Die hier entdeckten Kultanlagen stammen aus der Zeit um 800 v. Chr., als in der Region noch kaum seßhafte Bauern lebten. Deshalb müssen sie im Zusammenwirken von immobilen und mobilen Menschengruppen erbaut worden sein, was dann auch noch der Theorie widerspricht, daß es keine kulturellen Gemeinsamkeiten zwischen Bauern und Wildbeutern gegeben habe. (wk)

www.pnas.org

Erste Sätze

Der Musiker weiß, daß er mit den Tönen, wie sie die Natur ihm darbietet, nicht harmonisieren kann.

Max Weber: Die rationalen und soziologischen Grundlagen der Musik, München 1921

Historisches Kalenderblatt

23. April 1990: Nachdem sich bei einer Bürgerbefragung 76 Prozent der Einwohner für die Änderung ausgesprochen haben, werden mit Wirkung zum 1. Juni 1990 die sächsische Stadt und der Bezirk Karl-Marx-Stadt (seit 1953) wieder in Chemnitz umbenannt.