© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 18/15 / 24. April 2015

Leserbriefe

Zu: „Familie als reaktionärer Faktor“ von Dieter Stein, JF 17/15

Überall Aushöhlung

Spätestens seit der Studentenrevolte der 1968er-Bewegung wird die Familie – unter anderem auch durch die erste sozialliberale Koalition ab 1969 – immer mehr ausgehöhlt. Die klassischen Geschlechterrollen werden mehr und mehr verpönt. Mittlerweile hat die EU verboten, daß in der Werbung Frauen den Haushalt machen, während Männer heimwerkeln. Damit wird Freiheit und Kreativität ausgehöhlt. Mehr noch: Ehe ohne Trauschein (früher verpönt und heute „normal“), Patchwork- und Regenbogenfamilien stehen auf dem Programm. Das Lebenspartnerschaftsgesetz (Homo-Ehe) wurde während der rotgrünen Koalition unter dem ehemaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder eingeführt. Die „sexuelle Befreiung“ hat dazu geführt, daß wer als Jungfrau in die Ehe gehen möchte, verspottet und ausgelacht wird. Homo- und Bisexuelle sowie Transvestiten fühlen sich sofort diskriminiert, wenn die Wichtigkeit der traditionellen Familie betont wird. Und nun sollen Familien auch noch durch die Erhöhung der Erbschaftssteuer benachteiligt werden.

Das bedeutet: Familienbetriebe und Arbeitsplätze stehen zur Disposition, die traditionelle Familie als Voraussetzung einer jeden funktionierenden Gesellschaft und eines jeden gesunden Staates wird noch mehr ausgehöhlt. Dabei werden Kinder in Patchwork- und Regenbogenfamilien zu Beziehungsinvaliden, und es ist bezeichnend, daß die Zahl psyschich kranker Kinder und Jugendlicher progressiv ansteigt. Dann kommt auch noch der ganze blödsinnige Genderwahn, der Menschen ihre Geschlechteridentität abspricht: Der Psychiater wird es schon richten.

Was wir brauchen, um zukunfts- und wettbewerbsfähig zu werden und zu bleiben, ist nicht die Bekämpfung der traditionellen Familie, sondern ihre Stärkung. Das fängt damit an, Familien mit Kindern zu unterstützen statt Abtreibungen via Krankenkassen zu finanzieren, Erziehungszeiten stärker in der Rentenberechnung zu berücksichtigen und geht über steuerliche Entlastungen der Familien bis hin zu nahen Schulwegen auch auf dem Lande nach dem Motto: Kurze Beine, kurze Wege. Familienschutz und Familienförderung statt Genderismus: Das tut jetzt not.

Markus Kenn, Cochem




Zu: „´Ihr seid alle Helden´“ von Henning Hoffgaard & Billy Six, JF 17/15

Bemühte Distanz

Der Stimmungsbericht über den Wilders-Auftritt zeigt für mich unübersehbar die Ängste der JF, nur ja nicht selbst in Pegida-Nähe wahrgenommen zu werden. Die bemühte Distanz wird in der nur knapp verborgenen Häme sichtbar, mit der – statt die vorhergehenden Aussagen zu zitieren – nur das schreckliche Wort „Furz“ durch den Veranstalter und das Fehlen einer Regierungserklärung durch die OB-Anwärterin erwähnt wird. Was aber der Verleger Götz Kubitschek zu sagen hatte, wird völlig verschwiegen.

Klaus Thiessen, Eltville




Zur Meldung: „Ankara weist Papstkritik in aller Schärfe zurück“, JF 17/15

Belgisch-Kongo wird vergessen

Der Genozid an Armeniern wird immer wieder als der erste Völkermord des zwanzigsten Jahrhunderts bezeichnet. Das entspricht nicht der Wahrheit und ist auch im allgemeinen wenig bekannt.

Leopold II., König von Belgien, war von 1885 bis zum Jahre 1908 Eigentümer der späteren Kolonie Belgisch-Kongo. Für den Export von Elfenbein und Kautschuk wurde die einheimische Bevölkerung derart brutal mißhandelt und ausgebeutet, daß man bei ursprünglich 30 Millionen Einwohnern von 12 bis 15 Millionen Opfern ausgeht. Warum gerade diese Verbrechen der Öffentlichkeit verschwiegen oder unterschlagen werden, ist mir unerklärlich.

Manfred Goerke, Berlin




Zu: „Zeuge versunkener Zeiten und Räume“ von Doris Neujahr, JF 17/15

Die Einheit abgeschrieben

Dieser größtenteils zutreffende Nachruf auf Günter Grass bedarf einer Ergänzung: Denn „kein deutscher Schriftsteller hat (noch) 1989/90 so an den Realitäten (über die Wiedervereinigung) vorbeigeschrieben wie Günter Grass“, wie es Jens Hacker in seinem Buch „Deutsche Irrtümer“ (Seite 329) treffend vermerkt. Ich vermisse diesen Hinweis im Hinblick auf die „prophetische Gabe“ dieses Schriftstellers. Auffallend ist,daß in den führenden Medien darauf nicht eingegangen wurde. Ich hatte erwartet,daß wenigstens in der JF diese Tatsache Erwähnung findet. Allerdings ist Grass nicht der einzige bundesdeutsche Intellektuelle, der die deutsche Einheit abgeschrieben hatte und die Teilung Deutschlands wegen Auschwitz als gerecht betrachtete.

Ernst Hildebert Kratzsch, Rosengarten




Zum Schwerpunktthema: „Der Fluch der Technik“ / „G36“, JF 16/15

Eine Überlebensversicherung

Es sind nun ganze Kommissionen berufen worden, um Licht in das Dunkel zu bringen, weshalb das sogenannte „Sturm- oder Schnellfeuergewehr“ eine Art „Gehorsamsverweigerung“ begeht, also nicht verläßlich schießt und trifft. Dabei scheint mir ein Grund bisher unreflektiert: die Ausbildung des Gewehrträgers.

Wenn auch die Bezeichnung Sturm- oder Schnellfeuergewehr die Annahme nahelegt, den Abzug durchzuziehen bis das Magazin leer ist, so ist genau dies der Grund der Misere: Heißgeschossene Gewehr- und MG-Läufe vereiteln den präzisen Schuß. So lernten wir im Bundesgrenzschutz von unseren Ausbildern aus der Wehrmacht: Der gezielte Einzelschuß bringt den Erfolg. Zu Ausnahmefällen: Kurze, schnelle Feuerstöße. Wechsel der Feuerstellung. Das ist anstrengender als das angstvoll-beharrliche Durchkrümmen des Abzugs, aber eine wichtige Lebensversicherung des Schützen.

Dr. Günter Roth, Brigadegeneral a.D., Burggen




Zu: „Ein Justizminister rastet aus“ von Dieter Stein, JF 16/15

Wie im sozialistischen Bulgarien

Aus der sozialistischen Ära in Bulgarien kenne ich den Mißbrauch der Macht zur Vernichtung Andersdenkender. Jetzt erlebe ich in Deutschland, wie von den Herrschenden der ungeklärte Brand eines Dachstuhls zur Verfolgung von politischen Gegnern instrumentalisiert wird. Das erinnert mich zudem an den gewaltsamen Tod eines Ausländers in Dresden, der bestens organisierte Proteste der Gutmenschen gegen den noch unbekannten Mörder auslöste. Als aber dieser gefaßt war, hörte die Empörung schlagartig auf, denn zum Leidwesen der Menschenfreunde war der Täter kein Deutscher, sondern auch ein Ausländer.

Hier am Niederrhein hingegen wurden mehrere Deutsche von Fremden ermordet. Nie habe ich von deutschen Politikern und Presse ein Wort des Bedauerns für die Opfer oder gar Kritik an den Tätern gehört. Aber ein abgebranntes Dach wird von der Politklasse zu einem staatsgefährdenden Verbrechen hochgeredet. Mit solch pervertierten Maßstäben haben die Kommunisten im Ostblock jahrzehntelang ihre Macht erhalten. Leider sehe ich kaum einen Unterschied zwischen dem früheren sozialistischen Regime Bulgariens und der pseudodemokratischen Realität der BRD.

Anton Tenkov, Geldern




Zu: „Hoffnung auf ein bißchen Frieden“ von Marcus Schmidt, JF 16/15

Unfähig, Kapital zu schlagen

Ich habe den Eindruck, die AfD hat die beste Zeit hinter sich. In der Eurozone geht es drunter und drüber, und was hört man von der AfD? Nichts! Wenn die AfD aus diesem Chaos kein Kapital schlagen kann, dann taugt diese Partei nichts.

Rolf Peghini, Löffingen




Zu: „Deutschland setzt seine Zukunft aufs Spiel“ von Hinrich Rohbohm, JF 16/15

Erklärung für die Steinzeit

Das nebenstehende Bild junger Migrantinnen, die augenscheinlich stolz auf ihre Nicht-Integration sind, zeigt, wohin wir schon lange steuern, weil gleichgültigen Politikern das Wohlergehen ihres eigenen Landes egal zu sein scheint. Hauptsache, sie bekommen Wählerstimmen.

Wer sich derart provokant verkleidet und damit einer Steinzeitideologie huldigt, die alle unsere Werte bekämpft, hat die deutsche Staatsbürgerschaft nicht verdient. Wer diese Werte nicht achtet, sollte entsprechend seinen Wünschen in ein totalitär-islamisch regiertes Land ausgebürgert werden, in dem dieser Mummenschanz nicht nur Spaß-Provokation, sondern wo der Spruch „Islam ist in“ Gesetz ist. Dahin also, wo sie ganz nach salafistischen Wertvorstellungen keinen Schritt, ohne ihr Stoffgefängnis zu tragen, keinen Schritt in die Öffentlichkeit wagen dürfen, ohne verprügelt oder gesteinigt zu werden. Kommt vielleicht daher der Name Steinzeit-Islam?

Margot Kaczmarek, Hasbergen




Zu: „Spiegel der deutschen Seele“ von Claas Nordau, JF 16/15

Trostlos und masochistisch

Wenn der Dauerkrimi „Tatort“ an den Spiegel der deutschen Seele erinnern soll, dann wäre es eine trostlose und masochistische Erinnerung. Trostlos, weil unser Quotenmacho unübersehbar nationalmasochistische Züge bedient. Denn egal, welche Art von Kriminalität gerade thematisiert wird; egal, ob auf dem Strich, in besseren Kreisen, in der organisierten Kriminalität, in schlechteren Kreisen, unter Jüngeren oder unter Älteren, auf dem Land oder in der Stadt: Dogmatisch steht stets von vornherein fest, daß der Mörder immer der Deutsche ist. Damit stellt eben diese deutsche Schicksalsserie in seelisch nicht zu überbietender, ja bisweilen tatsächlich komödiantischer Dreistigkeit jegliche reale Kriminalitätsstatistik auf den Kopf. Schlimmer noch: Der „Tatort“ betrügt uns hemmungslos, und wir wissen es, und offenbar wollen wir es genau so und nicht anders. Fast könnte man sich über diese zumeist abstrusen, aus der Luft gegriffenen Geschichten herzhaft vor Lachen den Bauch halten. Doch in Anbetracht des langen Schattens, den eine große Umerziehungsanstalt wie die ARD nun einmal wirft, gefriert das Lachen.

Gerhard Brodbeck, Stuttgart




Zu: „Fremde Invasion“ von Volker König, JF 16/15

Keine Willkommenskultur?

Mit Interesse las ich, daß das Einschleppen „gebietsfremder“ Pflanzen und Tiere negative Auswirkungen auf die europäische Biodiversität hat. Zitat aus dem Originaltext: „Gebietsfremde Arten sollen nach EU-Willen frühzeitig erkannt und ausgerottet werden.“ Da stellt sich mir die zwingende Frage: Wo bleibt denn hier die „Willkommenskultur“?

Hermann März, Ballószög/Ungarn




Zu: „Es geht nicht um Moral“ von Thorsten Hinz, JF 15/15

Eine kranke Nation seit 1959

Wünschenswert wäre es gewesen, hätte Herr Schily sich während seiner Zeit als Innenminister stark gemacht für eine Abschaffung der Strafbarkeit der Holocaust-Leugnung oder des „Volksverhetzungsparagraphen“ 130 überhaupt. Doch der erste, der kritisch die Inhaftierung eines Menschen wegen einer falschen Meinung hinterfragt, ist er nicht. 1958 war der Offenbacher Studienrat Zind wegen antijüdischer Äußerungen unter Alkoholeinfluß zu einem Jahr Gefängnis und den Verlust seiner Lehrstelle verurteilt worden. Daraufhin kritisierte der in Deutschland damals meistdiskutierte Autor, der US-Publizist William S. Schlamm, in seinem Buch „Die Grenzen des Wunders“ (1959), Deutschland sei wohl das einzige Land der Erde, das „´beleidigende` Äußerungen und nicht etwa nur Handlungsdelikte des Rassismus gesetzlich bestraft“. Er schrieb, daß Deutschland, solange es „die ordinären Redensarten, die in den feinsten Klubs New Yorks und Londons gang und gäbe sind“, mit Gefängnis bestrafe, „eine unstete Demokratie“ bleibe, „eine Gesellschaft unter Belagerungszustand, eine kranke Nation“.

David S. Fischer, Berlin




Zum Schwerpunktthema: „Der Kanzler der Einheit“, JF 14/15

Mühelos zu Bismarck

Es ist zu begrüßen, daß an den Geburtstag des bedeutendsten Staatsmannes, den die Deutschen hervorgebracht haben, erinnert wird. Bismarck erscheint widersprüchlich, da er die Sozialisten bekämpft und gleichzeitig den modernsten Sozialstaat der Welt geschaffen hatte. Er hat auch, zunächst in Preußen, das allgemeine und gleiche Wahlrecht eingeführt, obwohl er kein Demokrat war, sondern ein Monarchist. Dennoch muß jeder, der sich mit Bismarck beschäftigt, zu dem Schluß kommen, daß dieser Mann aus einem Guß war wie kaum ein anderer. Unsere Politiker heute könnten viel von ihm lernen, manches seiner Worte ist so aktuell wie damals, etwa: „Was die Staaten in eigenem Namen nicht zu fordern wagen, das fordern sie im Namen Europas.“

Gewiß werden sich viele nicht die Mühe machen, seine Autobiographie „Gedanken und Erinnerungen“ zu lesen, geschweige denn einige seiner Reden oder Briefe, obgleich diese schon von der Sprache her ein Gewinn sind. Wer mühelos Informationen über Bismarck bekommen möchte, dem sei bei YouTube der Film „Bismarck (1940)“ mit Nachdruck empfohlen. Obwohl der Film 1940 entstand, hält er sich bis in viele Details sehr genau an die historisch überlieferten Gegebenheiten und illustriert die Zeit Bismarcks als preußischer Minsiterpräsident.

Wie hilfreich wäre ein Mann wie Bismarck heute mit Blick auf unsere Politik gegenüber Rußland! In einem Brief an Leopold von Gerlach aus dem Jahr 1857, als Bismarck Vertreter Preußens im Bundestag in Frankfurt war, schrieb dieser: „Sympathien und Antipathien in betreff auswärtiger Mächte und Personen mag ich vor meinem Pflichtgefühl im auswärtigen Dienst meines Landes nicht zu rechtfertigen, weder an mir noch an anderen; es ist darin der Embryo der Untreue gegen den Herrn oder das Land, dem man dient.“

Dr. Edgar Umlauf, Garching