© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 19/15 / 01. Mai 2015

Probleme mit dem G36
Nicht ohne Makel
Hans Brandlberger

Verteidigungsminister sitzen immer auf einem Schleudersitz. Ursula von der Leyen scheint dies weniger als Risiko, sondern als Chance zu begreifen. Wenn sie keine gravierenden Fehler macht, könnte sie der Katapult vom Bendler-Block ins Bundeskanzleramt schießen.

Bislang hat sie auf ihrem heiklen Posten großes Geschick bewiesen. Ein Schutzwall aus Getreuen schirmt sie an der Spitze des Ministeriums vor dessen Untiefen ab. Türmen sich Probleme auf, beruft sie lieber Kommissionen mit fragwürdigem externen Sachverstand, als auf Kompetenz und Loyalität ihres Hauses zu vertrauen. So auch beim Thema G36, dem sich gleich zwei nebulöse Gremien widmen dürfen. In der Sache hat sie dabei bereits entschieden: Das G36 in seiner jetzigen Form hat keine Zukunft. Was wann in welchem Umfang und zu welchen Kosten folgt, ist vorerst Nebensache. Gut verkaufen läßt sich ihr Entschluß allemal, da es schließlich um die Sicherheit der Soldaten geht.

Kollateralschäden muß sie nicht fürchten. Einer kann ihr sogar sehr angenehm sein. Thomas de Maizière als ihr Rivale um das Erbe Merkels wird sich der Frage stellen müssen, ob in seiner Amtszeit als Verteidigungsminister Bedenken gegen das G36 ignoriert oder gar vertuscht wurden. Was immer er darauf zu antworten hat: Ganz ohne Makel wird er nicht davonkommen.