© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 19/15 / 01. Mai 2015

Die Finanzbranche manipuliert die Preise
Anlegerwissen: Seit Ende 2011 fallen die Goldnotierungen / Eine Expertenrunde um Bruno Bandulet erklärt, woran das liegen könnte
Christian Schreiber

Was verbindet Spiegel und FAZ mit Postillen wie dem Antifaschistischen Infoblatt? Eigentlich nicht viel, nur in einem sind sie sich einig: Der immer erfolgreichere Kopp-Verlag verbreite „krude Verschwörungstheorien“ und verdiene sein Geld mit einer „Mischung aus Rechtspopulismus, Kapitalismuskritik und Tabubrecher-Attitüde“. Bücher wie „Insiderwissen Gold“ suggerierten Kenntnisse „über angebliche Bedrohungen, die von Politik und den Massenmedien verschwiegen werden“, warnte kürzlich das mit zweistelligem Auflagenverlust gebeutelte Börsenpflichtblatt FAZ.

Wo ist das Gold

der Bundesbank?

Das kritisierte Buch hat es tatsächlich in sich, es ist keine Feierabendlektüre und bietet weder Regierungsamtliches noch Lobhudelei auf die Finanzindustrie. Fünf hochkarätige Experten – Bruno Bandulet, Peter Boehringer, Marc Faber, Thorsten Schulte und Dimitri Speck – haben sich zusammengetan und ihr Fachwissen in einer allgemeinverständlichen Sprache gebündelt. Dabei werden heikle Fragen beantwortet: Wo ist das Gold der Deutschen Bundesbank? Sind 3.000 Tonnen deutsches Gold für immer an die USA verloren? Wird es zu einem Goldverbot in Deutschland kommen? Und: Wer manipuliert den Goldmarkt aus welchen Gründen?

Bandulet war einst in den Chefredaktionen von Welt und Quick, seit 1979 ist er Herausgeber des Informationsdienstes Gold & Money Intelligence (G&M). Der profunde Euro-Kritiker gibt Tips, wo ein Anleger am besten Gold kauft, wie er es aufbewahrt und Fälschungen erkennt. Der Edelmetallexperte rät zum Kauf beim Goldhändler, argumentiert gegen das Geschäftsgebaren der Banken, die lieber Zertifikate verkaufen, um Gebühren zu verstecken. Ausführlich und anschaulich berichtet der Verleger über die Entwicklung des Goldpreises.

Der Vermögensberater Peter Boehringer stellt bereits seit Jahren die Existenz des deutschen Staatsgoldes in Frage. Die Bundesbank verzeichne ihre Vermögenswerte nicht in Form einer körperlichen Bestandsaufnahme, wie es das Handelsgesetzbuch vorschreibe. „Sie verweigert mit absurden Begründungen einen Beweis des Vorhandenseins des deutschen Goldes“, sagt der Vorstand der Deutschen Edelmetallgesellschaft.

Deutschland müßte eigentlich mehr als 15.000 Tonnen Gold angehäuft haben, die Bundesregierung spreche aber nur von 3.000 bis 4.000 Tonnen. Seit 1998 unterscheide die Bundesbank in ihrer Bilanz nicht mehr zwischen physischem Gold und Goldforderungen. Offiziell lagert der Hauptteil der Goldreserven im Keller der New Yorker Filiale der US-Zentralbank Fed. Boehringer bestreitet dies, denn in den vergangenen Jahren habe es Initiativen von Bundestagsabgeordneten gegeben, die Bestände in Augenschein zu nehmen. Dieses Anliegen seien stets abgelehnt worden.

Dimitri Speck ist Marktanalytiker der Vermögensverwaltung Staedel Hanseatic. 2001 entdeckte er mit Hilfe von Kurs-Anomalien, daß die Zentralbanken seit 1993 systematisch am Goldmarkt intervenieren. Speck habe „diejenigen, die nicht an einen rein marktgetriebenen Goldpreis glauben, aus der Verschwörerecke geholt“, konstatierte 2010 die Süddeutsche Zeitung. Speck erläutert, daß die Finanzbranche auf niedrige Goldpreise angewiesen sei und den Preis in Krisensituationen nach unten manipuliere. Dies geschehe durch gezielte Verkäufe, denn fallende Goldpreise würden Anleger dazu bewegen, sich mit Staatsanleihen einzudecken. Dies ermögliche klammen Staaten, sich noch weiter zu verschulden.

Antizyklisches

Investieren

Für Investitionen in ein unterschätztes Edelmetall plädiert Thorsten Schulte, der seine Internetseite „Der Silberjunge“ genannt hat. Er arbeitete unter anderem bei der Deutschen Bank als Investmentbanker und wirbt für antizyklisches Investieren. Die Warnungen vor Investitionen in Gold und Silber hält er für Propaganda der Großbanken: „Die ständigen Empfehlungen, in Aktien zu investieren, sind einfach unseriös. Die Verschuldungshöhe übersteigt inzwischen die Werte, die 2007 zur Wirtschaftskrise geführt haben. In seinem Beitrag übt der Banker auch scharfe Kritik an den Medien, die ihren Beitrag zur „Geld- und Aktien-Propaganda“ des Staates leisten würden.

Den Abschluß des Buches bildet der erfolgreiche Fondsmanager Marc Faber, der sich mit dem Wandel der Finanzwelt beschäftigt. Der in Thailand lebende Schweizer berichtet über das wirtschaftliche Wachstum in den Schwellenländern. Inzwischen sei China der größte Handelspartner von 124 Ländern, während die USA nur noch in 72 Ländern an der Spitze liegen. Faber beklagt, daß die Staatsquote in den klassischen Industrie-nationen immer höher werde.

Der von US-Medien „Dr. Doom“ genannte Faber prognostiziert, daß der Dollar als Leitwährung abgelöst werde. Die Weltfinanzkrise und die Debatte um Gold seien Symptome eines geopolitischen Kampfes zwischen den USA und der restlichen Welt. Solche Positionen widersprechen natürlich der zunehmend einseitigen Weltsicht der deutschen Leitmedien, die deshalb kein gutes Haar an „Insiderwissen Gold“ lassen.

Bruno Bandulet u.a.: Insiderwissen Gold. Kopp Verlag, Rottenburg 2014, 160 Seiten, gebunden,14,95 Euro