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Pankraz,
Th. Sarrazin und der Tod der weißen Rasse

Hate Speech“, haßerfülltes Sprechen, ist zu einem der meistgebrauchten Neologismen geworden, und zwar nicht nur in den USA. Glaubt man den hiesigen „Qualitätsmedien“, so wimmelt es hierzulande geradezu von „Hate Speech“, nämlich von „rassistischen“ Haßtiraden gegen dunkelhäutige Zuwanderer aus Afrika. Neulich sollte ein Spreewalddorf von knapp hundert Einwohnern nach dem Willen der Behörden hundert-achtzig afrikanische „Asylanten“ aufnehmen. Die Einwohner wehrten sich spontan, wobei ihre Proteste – so liest man – voller „Hate Speech“ gewesen seien. Sogar das Wort „Neger“ sei gefallen.

Ob die Asylanten ihrerseits „Hate Speech“ verwendeten, etwa die Spreewälder als „feuchte Kartoffeln“ verhöhnten, erfährt man nicht. Statt dessen gibt es jetzt (JF 18/15) eine vom Bundesfamilienministerium finanzierte und vom Bundesjustizminister Maas pompös eingeleitete Broschüre der berüchtigten Amadeu-Antonio-Stiftung „Über den Umgang mit Hate Speech“, in der man darüber belehrt wird, daß Rassismus zwar eine schlimme Sache sei, aber nur, wenn er von Weißen gegen Schwarze angewendet werde.

Rassismus gegen Weiße gäbe es faktisch gar nicht. Wenn einer lauthals und in polemischer Absicht als Matschkartoffel oder Weißwurstnazi apostrophiert werde, so sei das nie und nimmer „Hate Speech“, da solchen Hohnreden „schlicht die gesellschaftlichen Konsequenzen fehlen“. Der Ausdruck „Neger“ (für „dunkelhäutiger Mitbürger“) sei rassistisch und deshalb verdammenswürdig und justitiell zu verfolgen; der Ausdruck „Matschkartoffel“ hingegen sei nichts weiter als ein harmloses Scherzwort, habe mit Rassismus nicht das geringste zu tun.

Angeborene Dummheit oder hinterhältiges Sich-dumm-Stellen? Man braucht doch nur in einer Schule während der Pausen die Gespräche und rituellen Rempeleien zwischen verschiedenfarbigen jungen Mitbürgern zu verfolgen, um einen Begriff von der Realsituation zu erhalten! Auf der einen Seite, bei den farbigen Schülern (selbst schon bei Erstkläßlern) aggressives Anpöbeln im Sinne von Matschkartoffel oder Weißwurstnazi, auf der anderen, bei den weißen Kindern, sichtbare Ratlosigkeit, ja Eingeschüchtertheit. Sie wagen nicht, mit gleicher Münze heimzuzahlen, verfügen auch gar nicht über das Vokabular dafür.

Dabei ist die Lage in Deutschland, verglichen mit den französischen Banlieues oder den Schwarzenvierteln in den USA, noch relativ erträglich und „unentwickelt“. In Saint Denis oder Baltimore hat sich längst, im selben Takt, wie mafiose und national ineffektive „Parallelgesellschaften“ entstanden, ein derart aggressiver und geradezu mörderischer „Hate Speech“ herausgebildet, daß einem wahrhaft angst werden kann. Das Wort „Weißer“ ist dort faktisch identisch mit den Wörtern „Schwein“, „Ausbeuter“, „Weichei“, „Kinderficker“, „Betrüger“, „Hund“, je nach Anlaß und Gelegenheit.

Es ist, zumindest rhetorisch, ein regelrechter Krieg gegen die weiße Rasse im Gange. Weiße, üblicherweise marxistisch angehauchte Soziologen versuchen hektisch, das Phänomen umzudeuten. Es handle sich, lehren sie, nicht um einen Rassenkampf, sondern um einen Klassenkampf. Die armen Schwarzen seien an die Stelle der früheren weißen Proletarier getreten, sie hätten keinen Zugang zu ordentlichen Schulen und deshalb später auch nicht zu ordentlichen Jobs. Doch davon kann überhaupt nicht die Rede sein, wie bereits ein einziger Blick auf andere farbige Minderheiten zeigt.

Chinesen, Koreaner oder Inder, in den USA Minderheiten mit vergleichbarer Startposition wie die Schwarzen, steigen dort auf zu höchsten Positionen, kommen zu Reichtum und Ansehen. „Hate Speech“ ist ihnen fremd – allerdings auch der penetrante „Guilt Speech“ (Schuldjargon, Reuejargon), dessen sich die Weißen neuerdings bedienen, am penetrantesten in Deutschland, aber auch in Frankreich, England und den USA. Thilo Sarrazins Buch „Deutschland schafft sich ab“ könnte heute – mit geringen Änderungen – ohne weiteres unter dem Titel „Die weiße Rasse schafft sich ab“ neu aufgelegt werden.

Um es auf den Nenner zu bringen: Schwarzer beziehungsweise islamischer „Hate Speech“ und weißer beziehungsweise christlicher „Guilt Speech“ ergänzen einander, passen zusammen wie Hammer und Amboß, wobei man sich freilich fragen muß, ob der Amboß hier nicht eher ein simpler Holzblock ist, der vom Hammer eines gar nicht mehr so fernen Tages auseinandergeschlagen werden wird. Denn es sind fast durchweg weiße Politiker und Ideologen, die die Stichworte liefern.

Ganz oben steht da die „untilgbare Schuld“ des weißen Mannes durch Kolonialismus, Völkermord und die Zerstörung harmonisch gewachsener Kulturen, des weiteren seine unbezähmbare „Machenschaftlichkeit“ (Martin Heidegger), sein Drang, die vielfarbige Welt zu technifizieren und in eine bloße Rechenaufgabe zu verwandeln, drittens seine Gottlosigkeit, die freche Leugnung transzendenter Kräfte, die neumodische, an lang angelegten Selbstmord grenzende Leugnung des Unterschieds zwischen Mann und Frau, Yin und Yang.

Wie gesagt, es sind in allererster Linie weiße Männer (und auch Frauen), die diesen Schuldkatalog zusammengestellt haben; die Matadore des „Hate Speech“ brauchten sich nur noch zu bedienen. Da stellt sich denn doch die Frage, wie die Geschichte verlaufen wäre, wenn es – horribile dictu! – die weiße Rasse nicht gegeben hätte. Wäre sie dann überhaupt in Gang gekommen? Oder wäre nicht schon Schluß gewesen mit einer Art Bonobo, der zwar faktisch genau das gleiche Genom hat wie Homo sapiens, sich im übrigen aber ziemlich deutlich von ihm unterscheidet.

Dies bedenkend, kann man nur darauf hoffen, daß Menschen mit der Hautfarbe weiß bald auch einmal über den Erhalt ihrer selbst nachzudenken anfangen. Wie könnte man denn sonst in der Zukunft noch Zielobjekte für „Hate Speech“ finden?