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Landeskunde und Regionalgeschichte: Bundesweit auf dem Aussterbeetat
Jüngere Köpfe rücken nicht nach
(ob)

Die Gesellschaft für Pommersche Geschichte, Altertumskunde und Kunst ist 2014 stolze 190 Jahre alt geworden. Ein Grund zum Feiern war das nicht „runde“ Jubiläum aber auch deshalb nicht, weil einer der ältesten deutschen Geschichtsvereine seit einem Jahrzehnt „schmerzlich“ an Mitgliedern verloren hat, wie der Vorsitzende Ludwig Biewer klagt (Baltische Studien, Neue Folge 100/2014). Waren es 2003 noch 649 Personen, zählte er im Herbst 2014 nur 543. Dieser Verlust von zwanzig Prozent der Mitglieder stelle einen „bedrohlichen Aderlaß“ dar. Biewer, der bis vor kurzem das Politische Archiv des Auswärtigen Amtes leitete und sich nun im Ruhestand auch von der Spitze der Gesellschaft zurückziehen möchte, glaubt keinen Weg mehr zu erkennen, „um die verhängnisvolle Entwicklung umkehren“ zu können. Jedenfalls bedürfe es zu einer Wende „jüngerer Köpfe“, die freilich in ausreichender Zahl nicht nachrücken. Wie die 2014 eingeleitete Abwicklung des Bonner Instituts für Rheinische Landesgeschichte zeigt, sind die von Biewer eröffneten trüben Aussichten keine spezifische Malaise der traditionsreichen Vereine, deren Wurzeln tief in die Geschichte der preußisch-deutschen Ostprovinzen zurückreichen. Landeskunde und Regionalgeschichte scheinen bundesweit auf dem Aussterbeetat zu stehen.

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