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Meldungen

Pegida: Von Kapital und Establishment gelenkt

ESSEN. In den Marxistischen Blättern (2/2015) befaßt sich der Siegener Sozialwissenschaftler Phillip Becher mit dem Phänomen Pegida. Dabei sei die Berichterstattung über die Demonstrationen der „Patriotischen Europäer“ zu Lasten der Informationen über „andere öffentliche Unmutsäußerungen der letzten Zeit“ gegangen. Damit meint er unter anderem die Streiks bei Amazon und KiK sowie die Proteste gegen die Politik der Europäischen Zentralbank. Hieraus wiederum konstruiert der „Rechtspopulismusexperte“ eine erhebliche politische Nähe zwischen großbürgerlichen und kapitalistischen Kreisen und der Pegida: Diese Bewegung bilde quasi die „Straßenabteilung eines alternativen Gesellschaftsprojekts von rechts“, dessen Ziel „eine andere Republik“ sei. Zugleich nutze das Establishment aber auch die Möglichkeit, mit Hilfe von Pegida „Protestpotentiale“ zu binden, „die sonst anderswo abgerufen werden könnten“. Deshalb sei es eminent wichtig, daß die „Politikerinnen und Politiker der Partei die Linke“ nun endlich ihre „betont verständnisvolle Haltung“ gegenüber Pegida aufgeben: „Einmal mehr hat die Rechte offensiv den Fehdehandschuh hingeworfen, und die Linke hat Mühe und Not, dies in seiner Tragweite tatsächlich zu begreifen.“ (wk)

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Altes Ägyten: Keine Invasion der „Seevölker“

Tübingen. In einer vielzitierten Inschrift im Totentempel von Pharao Ramses III. in Medinet Habu, die aus dem Jahre 1180 v. Chr. stammt, wird behauptet, die Nachbarreiche Ägyptens seien zu dieser Zeit unter dem Ansturm der sogenannten „Seevölker“ kollabiert. Hieraus leiteten Althistoriker diverse Theorien über die ethnische Herkunft und die Absichten der Invasoren ab, welche jetzt allesamt von Jesse Millek für obsolet erklärt werden. Nach seiner Durchsicht der Grabungsbefunde von 16 archäologischen Fundstätten in der Levante kam der Tübinger Doktorand zu dem Schluß, daß es überhaupt keine belastbaren Belege für größere kriegerische Auseinandersetzungen oder Brandschatzungen von heiligen Stätten und Palästen zum Ende der Bronzezeit gebe (Mitteilung aus dem Sonderforschungsbereich 1070 der Uni Tübingen). Vielmehr deute alles auf eine geordnete Stillegung der Anlagen hin, welche wohl aus internen kulturellen Neuorientierungen resultierte. (wk)

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Erste Sätze

Der Mensch ist das Tier, dem man die Lage erklären muß.

Peter Sloterdijk: Die schrecklichen Kinder der Neuzeit, Berlin 2014

Historisches Kalenderblatt

12. Mai 1915: In mehreren Städten Großbritanniens (besonders London und Liverpool), aber auch im südafrikanischen Johannesburg, kommt es wegen der Lusitania-Versenkung zu massiven Pogromen gegen deutsche Geschäfte und ihre Besitzer.