© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 21/15 / 15. Mai 2015

Aufgeschnappt
Häßlich hilflos
Matthias Bäkermann

Nimmt man die aktuelle Studie ernst, mit der der US-Amerikaner T. Franklin Waddell jetzt nachweist, inwieweit sich geschlechtsspezifische Vorurteile in Internet-Spielen breitmachen, müßten bald auch virtuelle Gender-Beauftragte die Missionen der Gnome, Orks und Elfen im Netz begleiten. Wie der Doktorand der Massenkommunikation an der Pennsylvania State University herausfand, sind nämlich manche häßliche Avatare Opfer von blankem Sexismus (Journal of Broadcasting and Electronic Media, 59/2015). So dürften die gewählten weiblichen Figuren, welche in der Fallstudie beim Online-Rollenspiel „World of Warcraft“ eher unattraktiv wirken, auf wenig Hilfe bei ihren Mitspielern bei der Bewältigung ihrer „Quests“ – also der Spielaufgaben – rechnen. Dabei orientierten sich, das hat Waddell an Reaktionen von über 2.300 Spielern untersucht, die Muster von Attraktivität an „gängigen optischen Geschlechterstereotypen“. Männliche Charaktere, selbst die häßlichsten Orks, würden dagegen nicht wegen ihrer Optik diskriminiert.

Um sich völlig von diesem Dilemma zu lösen, rät der Kommunikationswissenschaftler der realen Firmenwelt, in Online-Auftritten lieber genderneutrale Avatare zu verwenden: „Die bringen nicht das Risiko von Stereotypen mit sich.“