© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 21/15 / 15. Mai 2015

Grüße aus Paris
Auf nach Deutschland
Olivier Renault

Ein Tag, eine Busfahrt wie jede andere. An der Busstation Place d’Italie steigen vier Schwarzafrikaner ein. Nichts Außergewöhnliches. Doch ihre extreme Fröhlichkeit fällt auf. Dann fragt einer in die Runde: „Wann geht ihr nach Deutschland?“ „In einer Woche!“ lautet unisono die Antwort.

Sie hätten erfahren, daß die Deutschen Menschen brauchen, da sie selber nicht fähig sind, Kinder zu machen und weil es dort Arbeit gibt, philosophieren sie und finden es auch noch komisch, daß gerade Deutschland Afrikaner braucht. Einer war wohl schon mal dort und berichtet in erster Linie positiv über seine Erfahrung mit deutschen Frauen: „Scharfe Frauen! Nicht so langweilig wie die Französinnen! Viel besser!“ Überhaupt bekämen Afrikaner in Deutschland kostenlose Wohnungen und sogar Häuser, die speziell für sie ganz neu angefertigt würden. Man bekäme zudem eine neue Identität.

Scheinbar haben alle vier Schwarzafrikaner vom kämpferischen

Auftritt Diomes gehört.

In aller Munde war dann die Schriftstellerin und Dozentin Fatou Diome. Scheinbar hatten alle vier die Senegalesin in der Talkshow „Ce soir (ou jamais!)“ des französischen Senders France 2 gesehen oder sind vier der mittlerweile 4,7 Millionen, die den Auftritt auf Facebook anklickten. Dort zieht Diome ordentlich vom Leder und attackiert den Westen. Europa solle Afrika endlich auf Augenhöhe akzeptieren und aufhören, nur seinen Industriemüll zu schicken. Eine Lanze bricht sie für all die Tausenden, die versuchten, das Mittelmeer zu überqueren. Kühl abwägend fährt sie fort: „Wenn es Weiße wären, die ganze Welt würde erzittern, aber es sind Schwarze und Araber.“ Afrikaner hätten aber keine Angst vor dem Tod, wenn es ums Überleben ginge.

Überhaupt, so Diome weiter, seien die Deutschen und die Franzosen eben das alternde Europa, das die jungen Immigranten gut gebrauchen könne. Die Regierungen in Europa überlegten doch, wie sie die Zahl der die demnächst in Rente gehenden Arbeiter mit neuen Arbeitern ersetzen könnten. In Frankreich sei es längst kein Geheimnis mehr, daß 40 Prozent der Geburten von der ausländischen Bevölkerung gesichert würden. „Die Einwanderung bringt eben auch Vorteile“, unterstreicht Diome siegessicher mit einem breiten Lächeln. Sich an den Einwanderungsexperten Thierry Baudet aus Holland wendend, sagte sie, „also finden wir doch eine positive Lösung für uns alle, oder wandern Sie aus Europa aus, weil ich nämlich die Absicht habe, hier zu bleiben“.