© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 22/15 / 22. Mai 2015

Zeitschriftenkritik: Bergwelten
Dem Sturme Trutz, dem Wanderer Schutz
Werner Olles

Für Viktor Frankl, dem berühmten österreichischen Neurologen, Psychiater und Begründer der „Dritten Wiener Schule der Psychotherapie“, stellten die Berge das klassische Modell für ein sinnerfülltes Leben dar. In diesem Sinne möchte auch die neue Zeitschrift Bergwelten (Untertitel: „Das Magazin für alpine Lebensfreude“) mehr als eine schlichte Bedienungsanleitung sein, um die unendliche Vielfalt der Alpen und der Gebirgsregionen in aller Welt zu erkunden. Für die Mitarbeiter des achtmal jährlich erscheinenden Magazins sind die Berge vielmehr Spielplatz, Kulturraum und Sehnsuchtsort zugleich. Die Zeitschrift, deren erste Ausgabe (Juni/Juli 2015) jetzt vorliegt, will Menschen ansprechen, die sich gerne in den Bergen bewegen oder auch nur davon träumen: Sportler ebenso wie entspannte Wanderer, ebenso wie ambitionierte Bergsteiger. Gemeinsam mit den Experten des Alpenvereins, die von Anfang an in die Entwicklung dieser Zeitschrift eingebunden waren, gibt es Tips für Ausrüstung und Sicherheit und lernen die Leser faszinierende Landschaften kennen, die ihnen die Augen öffnen für die Schönheit der Schöpfung. Es geht um die Natur der Berge, aber auch um unsere eigene Natur. So bietet das über 180 Seiten umfangreiche Heft neben ausgewählten Bildern bekannter Bergwelten-Fotografen und Gesprächen mit Menschen, die – philosophisch oder leibhaftig – in den Bergen daheim sind, zahlreiche interessante Beiträge, die nicht nur Kletterfreunde faszinieren.

Klaus Haselböck beschreibt in seinem Beitrag „König Dachstein – Mythen, Menschen, Möglichkeiten“ den vielseitigsten Gebirgszug der Ostalpen, der nicht nur wie geschaffen für Bergsteiger ist, sondern dem auch Schriftsteller wie Peter Gruber ihre Romane gewidmet haben. Doch wie alle Berge schenkt der Dachstein nicht nur Freude, er verlangt auch Respekt. Die Menschen dort leben von und mit dem Dachstein und seinen unvorstellbaren Naturgewalten. Zwar atmet das Herz des Steirischen Hochgebirges mit seiner großartigen Landschaft Beschaulichkeit, doch in der Luft liegt ein Abenteuergeist, denn wo die Alm endet, wölben sich gewaltige Wände ins Firmament.

Ein Berg mit vielen Facetten ist auch das Steinmandl, mit 2.634 Metern der höchste Punkt im Tiroler Zillertal, jenseits der Baumgrenze. Es ist ein Ort, an dem sich rauhe Natur, große Architektur, Geschichte und Geschichten zu einem Denkmal zusammenfinden. Genauso spektakulär wie das Rundherum ist die Alpenvereinshütte, von der aus die Besucher und Wanderer ein eindrucksvolles Panorama mit Dreitausendern und den Gletschern Hornkees und Waxeggkees bestaunen können. „Dem Sturme Trutz, dem Wanderer Schutz“ verkündet eine Tafel an der Außenwand des verschachtelten, steinernen Bollwerks das Gründungsmotto. Waren es anfangs nur ein paar Pioniere, die ein Dach über dem Kopf und ein Lager zum Schlafen suchten, so ist die „Berliner Hütte“ heute eine Art Grandhotel auf 2.042 Metern Höhe.

Kontakt: Bergwelten, Heinrich-Kolling-Str. 1/1. A-1140 Wien. Das Einzelheft kostet 5 Euro, das Jahresabo 36 Euro.

www.bergwelten.com