© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 23/15 / 29. Mai 2015

Sie ändern sich nicht
Grüne: Der Pädophilie-Skandal ist nur ein Symptom von vielen, es kommen neue dazu
Michael Paulwitz

Zug um Zug zerbröckeln über dem Pädophilie-Skandal die linken Lebenslügen der Grünen. Auch im Spiegel einer tendenziell wohlwollenden Medienberichterstattung bleibt das Ergebnis ein Desaster für das Ansehen einer vom felsenfesten Bewußtsein der eigenen moralischen Überlegenheit durchtränkten Partei. 

Nach dem Bericht über den Päderasten-Sumpf in der Alternativen Liste (AL) – so hießen die Grünen früher in Berlin –  kann es jeder wissen: Die Verstrickung der Grünen in die Pädosexuellen-Szene der achtziger und neunziger Jahre war kein Zufall, sondern eiskaltes politisches Kalkül, die Täter waren keine vom Himmel gefallenen Aliens, auf die man gutgläubig hereingefallen wäre, sondern Fleisch vom Fleische der Partei, und der Skandal kann auch nicht im Geschichtsbuch abgeheftet und historisiert werden, weil die Geisteshaltung, die ihn ermöglicht hat, bei den Grünen nach wie vor am Werke ist.

Es ist ein Abgrund an Heuchelei, Vertuschung und zynischer Schönrederei, der sich in der Auseinandersetzung mit dem kriminellen Päderasten-Netzwerk auftut. So respektabel es sein mag, daß die heutigen Spitzen des Landesverbands mit der Vorstellung des von ihnen beauftragten Berichts allzu spät die Karten schließlich selbst auf den Tisch legen: Die überfällige Aufklärung wurde über Jahre und Jahrzehnte verschleppt, Warnungen und Hinweise absichtlich ignoriert. 

Aus dem Berliner Bericht wissen wir, daß die AL einschlägig vorbestrafte Sexualverbrecher jahrelang in ihren Reihen geduldet und gedeckt hat. Grüne Parteistrukturen waren Zentrum eines Kreuzberger Pädokriminellen-Rings, selbst Mißbrauch in Parteiräumen wird „nicht ausgeschlossen“. Die Lebenslüge, man habe zwar eine Weile radikalen Pädophilen zuviel Einfluß auf grüne Programmatik bewährt, sei aber selbst nicht in kriminelle Handlungen verwickelt gewesen, ist damit endgültig geplatzt. Das jämmerliche Dementi, die Zahl von „bis zu tausend“ Mißbrauchsopfern stehe ja gar nicht im Bericht, wirkt wie die Fortsetzung der jahrelangen Bemäntelung und Beschönigung.

Die von unbelehrbaren Alt-Grünen wie Daniel Cohn-Bendit vorgetragene Lebenslüge, Nachsicht gegenüber Pädophilen habe damals halt im „Zeitgeist“ gelegen, mit dem man sich vergaloppiert hätte, glauben wohl nicht mal in der eigenen Partei noch alle. Die Grünen waren und sind eine Ideologiepartei, die den Anspruch hat, den Zeitgeist zu prägen, damals wie heute. Auswüchse wie der Pädophilen-Sumpf der Achtziger und Neunziger sind keine Betriebsunfälle, sie gehören zum System und zur politischen DNS dieser Partei.

Und das gilt nicht nur im engeren Sinne, daß die Politisierung und Entgrenzung der Sexualität zu den Glaubenssätzen der Achtundsechziger gehört – eine Haltung, die heute im organisierten politischen Kindesmißbrauch durch Gender-Gaga und verordnete Frühsexualisierung in Schulen und Kindergärten ihre zeitgemäße Fortsetzung findet. 

Die Instrumentalisierung radikalisierter Minderheiten, die zu Opfern stilisiert werden, um sie als Hebel zur Demontage bürgerlicher Werte und traditioneller Strukturen zu mißbrauchen, die das Gemeinwesen zusammenhalten, zieht sich wie ein roter Faden bis heute durch die grüne Ideologie. Pädophilenaktivisten waren deshalb lange Zeit gegen Kritik immun, weil sie als institutionalisierte Opfer „der Gesellschaft“ galten, die man gut marxistisch gegen die „bürgerliche Familie“ in Stellung bringen konnte, um das traditionelle Gefüge aufzubrechen und neue Machtverhältnisse zu schaffen. Fallen ließ man sie, weil sie für dieses Ziel nicht mehr opportun erschienen, und nicht aus Empathie für die Mißbrauchsopfer.

Feministischen Gruppen waren diese ebenfalls herzlich egal, solange es Jungs waren. Jungen und Männer sind potentielle Täter, Frauen und Mädchen immer die Opfer, Mißbrauch kann in dieser Logik nur ihnen widerfahren. Die Homosexuellen-Lobby, an die die Pädophilenszene angedockt hatte, wird aus denselben Gründen bis heute hofiert; mit beiden sind die Grünen auf dem Weg zur Diskurshegemonie und zur totalitären Gesinnungskontrolle, mit der Gender-Ideologie als Turbo, ja schließlich schon ein schönes Stück vorangekommen. 

Und neue „Opfer“, deren man sich bedienen konnte, waren ja auch nicht weit. Die inzwischen zu Migrationshintergründlern verrührten Ausländer zum Beispiel – allesamt bekanntlich Opfer des strukturellen „Rassismus“ aus der Mitte der Gesellschaft und schon deshalb über jede Kritik erhaben. Erst recht fundamentalistische Muslime und ihre Verbände, denen man ihre archaischen Bräuche achselzuckend durchgehen läßt; Hauptsache, man kann störrischen Einheimischen, die an den Segnungen des Multikulturalismus zweifeln, ihre „Islamophobie“ um die Ohren schlagen. Und aktuell wieder die „Flüchtlinge“; alle „verfolgt“, alle willkommen ... Linksextreme Gewalt gibt’s im grünen Kosmos bekanntlich auch nicht, die Antifa ist ja Verbündeter in diesem Kampf und gehört schon deshalb automatisch zu den Guten. Gewalt geht immer nur von den „Bullen“ aus.

Kreuzbergs grüne Bezirksbürgermeisterin, die Schulbesetzern Narrenfreiheit einräumt, steht daher in derselben ideologischen Tradition wie die Pädophilen-Versteher eine Generation zuvor. Die Objekte wechseln, der grüne Ungeist bleibt: Ein radikales Schwarzweißdenken, das die Realität bedenkenlos der Ideologie unterordnet und über menschliche „Kollateralschäden“ kaltschnäuzig hinweggeht, solange sie der eigenen Machterweiterung dienen. Das ist das grüne Grundübel; der Pädophilen-Sumpf ist nur ein Symptom von vielen, und sicher nicht das letzte.