© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 23/15 / 29. Mai 2015

DVD: Mister C.
Geschrumpft im Keller
Werner Olles

Scott Carey (Grant Williams) unternimmt mit seiner Frau Louise (Randy Stuart) einen Bootsausflug. Als Louise gerade unter Deck ist, fährt das Boot durch eine seltsame (radioaktive) Wolke. Wenig später beginnt er, zuerst nur unmerklich, zentimeterweise zu schrumpfen. Seine Kleidung wird ihm zu groß, und als er die Größe eines Kindes erreicht, wird er zur nationalen Kuriosität. Reporter und Schaulustige umlagern sein Haus. Eine hoffnungslose Zukunft scheint vor ihm zu liegen, denn die Ärzte sind nicht in der Lage, den Schrumpfungsprozeß aufzuhalten.

Louise bereitet ihm schließlich ein neues Quartier in einem Puppenhaus. Als sie einkaufen geht, läßt sie unachtsam die Katze ins Zimmer. Auf der Flucht vor dem zur wilden Bestie gewordenen Haustier stürzt Scott die Kellertreppe hinunter. Louise glaubt, ihr zu Streichholzgröße geschrumpfter Mann sei tot, die Katze habe ihn gefressen. In der Einsamkeit des Kellers hört Scott auf, sich selbst zu bemitleiden: Er weiß, daß er die Initiative ergreifen muß, wenn er überleben will. Das Fliegengitter, durch das er ins Freie gelangt, wird zum symbolischen Tor in eine neue Welt. Scott schaut hinauf zum Universum und betritt, wie ein Pionier, diese Welt im Besitz einer ungekannten Freiheit. 

„Die unglaubliche Geschichte des Mister C.“ ( The Incredible Shrinking Man, 1956), zweifellos Jack Arnolds („Tarantula“) bester Film, zeigt, wie ein Mensch in einer ihm fremd gewordenen, weil überdimensionalen Umwelt um sein Überleben kämpft und dabei zu einem neuen Weltbild gelangt. Er betrachtet die unendliche Weite des Alls, religiöse Gefühle übermannen ihn, er philosophiert. Das ist zwar vor allem eine irrationale Flucht in die Transzendenz – aber schöner könnte ein Film kaum enden. Es ist ein tragisches Ende, tragisch wie der ganze Film.

Arnold gelang es als einzigem fantastischen Filmemacher, eine Figur auf die Leinwand zu bringen, von der man sich nicht abgestoßen fühlt; seine Figur reizt den Zuschauer zum Mitfühlen, er ängstigt sich um sie, als fühle er sich von dem bedroht, was sie bedroht. Der SF-Autor Richard Matheson lieferte ein packendes Drehbuch, und die Spezialeffekte reizen immer noch zum Staunen. Arnolds Film zählt heute zu den Klassikern des Genres. 

Blu-ray: Die unglaubliche Geschichte des Mister C. Koch Media 2015, Laufzeit etwa 81 Minuten