© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 24/15 / 05. Juni 2015

Grüße aus Rom
Die teure „Wolke“
Paola Bernardi

How lovely is Rom“, jauchzen Amerikaner, wenn sie vom römischen Flughafen Fiumicino in die Stadt fahren. Vorbei an einem gewaltigen Monumentalbau mit  216 Rundbögen, dessen Silhouette alles überragt. Ihre Euphorie gilt diesem Mega-Würfel, doch der ist nicht das Kolosseum!

Es handelt sich um das Wahrzeichen von EUR (Esposizione Universale di Roma), der römischen hochmodernen Trabantenstadt, die Mussolini in den dreißiger Jahren aus dem Boden stampfte. Sie sollte „groß, geordnet und mächtig werden, wie es zur Zeit des ersten Kaiserreichs unter Augustus war“. Es sollte das Dritte Rom werden mit seiner „visione classica ma moderna, modernissima“, mit dem direkten Zugang zum Meer. Hier sollte 1943 die Weltausstellung stattfinden, und die Faschisten wollten in diesem architektonischen Kristallisationspunkt ihre Triumphe feiern. Doch die Welt drehte sich anders. 

EUR ist noch immer ein schickes modernes römisches Viertel, mit Piazzen, Palästen aus Stahl und Glas, mit Museen, die seltene Sammlungen beherbergen. Es gibt Villen und Appartementhäuser, gar einen künstlichen See. Der Stadtteil ist sehr begehrt bei den Schönen und Reichen und vor allem für Architekten eine wahre architektonische Fundgrube. 

 Ausgerechnet ein architektonisch bedeutendes Bauwerk soll verscherbelt werden.

Doch nun herrscht hier „Krieg“. Denn das in EUR neuentstehende römische Kongreßzentrum (1998 ausgeschrieben) unter dem italienischen Architekten Massimiliano Fuksas, an dem seit Jahren gearbeitet wird, verschlingt immer neue Millionensummen.

Die futuristische Form aus Glas und Stahl („La Nuvola“, die Wolke genannt) wird mit 400 Millionen Euro doppelt so teuer wie veranschlagt. Die Stadt Rom kann nicht mehr zahlen, und so kam die zuständige EUR-Aktiengesellschaft auf die Idee, öffentliche Gebäude in der EUR zu verkaufen, um die neue Kongreßhalle zu finanzieren. 

So soll ausgerechnet ein architektonisch bedeutendes Bauwerk verscherbelt werden, in dem drei Museen untergebracht sind. Dem Museum für Völkerkunde mit einer frühgeschichtlich-ethnologischen Sammlung droht durch Verkauf das Aus. Seit Wochen gibt es Proteste:„Hände weg von unserem Museum und unseren Arbeitsplätzen“. 

Zu den begehrten Verkaufsobjekten zählt auch das gigantische Wahrzeichen mit den Rundbögen. Das Luxusunternehmen Fendi, das als großer Sponsor gilt, möchte es ganz in seinen Besitz nehmen. Defilees statt Aufmärsche.