© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 24/15 / 05. Juni 2015

Wenn ein Politiker innerlich kocht ...
Wahrheit wird zur Lüge und Lüge zur Wahrheit: SPD-Ministerpräsident Torsten Albig äußert sich zur Flüchtlingspolitik
Richard Stoltz

Ich koche innerlich“, gestand der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) dem Berliner Monatsmagazin Cicero. Besonders wütend ist er auf seinen hessischen Amtskollegen Volker Bouffier von der CDU, der gesagt habe: „Die Preise von Schleppern werden  explodieren, wenn die Chancen der Flüchtlinge steigen.“ Wütend ist Albig auch, weil die Behörden „nach Anschlägen auf Flüchtlingswohnungen davon sprechen, es sei unklar, ob ein ausländerfeindlicher Hintergrund vorliege. Ja, was für ein Hintergrund denn wohl sonst? Ich koche innerlich.“

Hoffentlich kocht der Mann nicht über und weist seine Behörden nicht an, ungeklärte Tatbestände von vornherein zu bewiesenen Tatsachen zu erklären und schlichte Tatsachenbehauptungen wie die von Bouffier zu fremdenfeindlicher Hetze. Zuzutrauen wäre ihm und Seinesgleichen das allemal. Die hiesigen Machtzentralen sind ganz systematisch dabei,  einen Neusprech zu installieren, mit dem Wahrheit als Lüge und Lüge als Wahrheit hingestellt werden.

Angeblich wird damit den „armen Flüchtlingen“ geholfen. Auch Albigs Äußerung trieft geradezu von derlei Gutmenschentönen.  „Deutschland“, so wütet er, „ist ja eine der wohlhabendsten Gesellschaften in Europa, der es nach dem Zweiten Weltkrieg gelungen ist, Millionen von Flüchtlingen zu integrieren“. 

Albig sollte, bevor er überkocht, zunächst einmal einen Blick in die Geschichtsbücher werfen und nachlesen, was seine Genossen früher über die Aufnahme von Flüchtlingen offiziell verlautbarten. Pfarrer Heinrich Albertz (SPD, Regierender Bürgermeister von Berlin), sagte, man solle diesen egoistischen „Wohlstandsflüchtlingen“ nicht einmal einen Blumenstrauß als Willkommensgruß überreichen. Der spätere Bundesminister Joschka Fischer (Die Grünen) wollte die Flüchtlinge gar in ihr Herkunftsland zurückschicken. 

Freilich handelte es sich bei diesen Flüchtlingen nicht um Leute aus Eritrea oder Syrien, sondern um deutsche Landsleute aus der DDR. Da kochte nichts über, da konnte man ganz cool bleiben.