© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 24/15 / 05. Juni 2015

„Schade, ich wäre gern dabeigewesen“
Anti-GEZ-Proteste: Der Widerstand formiert sich vorerst vor allem in den sozialen Netzwerken
Lion Edler

Je größer die Wut in den sozialen Netzwerken ist, desto kleiner fallen die Demonstrationen im echten Leben aus. Diese Erkenntnis wurde am vergangenen Wochenende auch bei den Protesten gegen die in „Rundfunkgebühr“ umbenannte GEZ-Abgabe bestätigt. Einige Dutzend in Berlin, ein paar in Köln, Hamburg, Leipzig und Regensburg. Die häufigste Nachricht auf Facebook klang dann etwa so: „Schade, ich wäre gern dabeigewesen.“ Aber so ganz allein sind die Protestierenden dann doch nicht. In den sozialen Netzwerken gibt es mittlerweile Dutzende „Anti-GEZ“-Seiten mit zum Teil Zehntausenden Anhängern. 

Neuseeland als               Vorbild einer Reform?

Munition liefern die öffentlich-rechtlichen Sender ihren Kritikern dabei regelmäßig selbst. Zuletzt verteidigte der WDR eine Millionenzahlung an den TV-Moderator Thomas Gottschalk. Er bekam für seine gescheiterte Vorabendshow „Gottschalk Live“ das volle Honorar von 4,6 Millionen Euro, obwohl die Sendung vorzeitig abgesetzt wurde. 

Intellektuelle Schützenhilfe bekommen die Gegner der Rundfunkgebühr nun vom liberalen Prometheus-Institut des FDP-Politikers Frank Schäffler. Auf der Netzseite des Instituts fragt Clemens Schneider: „Warum greift keiner dieses Thema auf? Keine Partei, keine Verbraucherschutzorganisation, keine zivilgesellschaftliche Organisation, nicht mal die Kollegen von Campact?“ Für Schneider ist die Antwort klar: Wer sich mit ARD und ZDF anlege, der schaffe sich einen mächtigen Feind. Dabei sei nicht nur mit schlechter Berichterstattung zu rechnen. Gegenwind drohe vielmehr auch von anderen Interessenvertretern, die in den Rundfunkräten sitzen und daher vom Status quo profitierten. 

Die Denkfabrik schlägt deswegen das neuseeländische Modell als Alternative vor: Mit den Erlösen aus der Privatisierung soll ein Fonds aufgelegt werden, der die Sendungen des öffentlichen Interesses finanziert.