© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 24/15 / 05. Juni 2015

Leserbriefe

Zu: „Iren legalisieren die Homo-Ehe / Die Konsequenz der Gleichheit“ von Dieter Stein, JF 23/15

Die Zeiten ändern sich

Es gibt für mich drei Rahmenbedingungen für die Ehe. Zunächst das Naturrecht: In der menschlichen Gesellschaft obliegt dem männlichen Geschlecht die Befruchtung, dem weiblichen Geschlecht obliegt die Fortpflanzung. Dem Recht der Liebe folgt die Pflicht für die Folgen. Sodann kommt das Religionsrecht: In der katholischen Kirche ist die monogame Ehe ein Sakrament, in der evangelischen Kirche ein Seligsprechen. Beide Partner versprechen sich „Treue bis in den Tod“. Im Islam ist Polygamie unter der Bedingung möglich, daß der Mann mehrere Frauen materiell gleichstellen kann. Hinzu tritt das Gesellschaftsrecht: Das Standesamt bescheinigt den gesetzlichen Ehestand. In einem Ehevertrag können die Vereinbarungen für das Zusammenleben und für eine Trennung rechtlich festgelegt werden.

Nach Aristoteles ist „Tugend“ das richtige Maß im Verhalten zwischen zwei Extremen. Dieses Maß muß jede Generation neu für sich finden, denn Tugenden gehen immer aus der vorherrschenden Denkungsart hervor (Kant). Der ehemalige Pfarrer und heutige Bundespräsident Joachim Gauck hat seine Familie verlassen, beschäftigt seine ehemalige Freundin Helga Hirsch als politische Beraterin und macht seine jetzige Lebensgefährtin Daniela Schadt zur „First Lady“ der Bundesrepublik Deutschland. In Irland ist jetzt eine gleichgeschlechtliche Ehe möglich.

So ändern sich die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und Tugenden für das Wort „Ehe“ auch in Deutschland. Das Wort „gleichgeschlechtlich“ diskriminiert das Wort „Ehe“, das mal einen hohen Wert hatte und das richtige Maß zwischen Rechten und Pflichten darstellte. 

Otto Einsporn, Maintal


Auch die Iren können sich irren

Ausgerechnet am Pfingstsonntag waren in Irland die überwiegend katholi-schen Staatsbürger aufgerufen, über eine Gleichstellung der Homo-Ehen zu entscheiden. Für mich überraschend, entschieden sich die Iren mehrheitlich für eine Gleichstellung. Eigentlich übte man in Irland bereits reichlich Toleranz, waren doch die gleichgeschlechtlichen eingetragenen Partnerschaften gesetzlich sanktioniert. Aber, wie so oft, kommt nach erreichter Toleranz bei den Minderheiten der Wunsch zur Akzeptanz. Ist das erreicht, bleibt der Minderheit perspektivisch noch das Streben nach Dominanz, damit sie der Mehrheit ihre unnatürliche Lebensweise als das „wahre Leben“ offerieren kann. Das ist auch nötig, da ihre gelebte Sexualität keinesfalls zur Reproduktion des Lebens beiträgt, so ist jedensfalls mein Erkenntnisstand. 

Also soll bereits beim Kleinkind die Frühsexualisierung beginnen, um auf diesem Wege der „Information“ über alternative (breitgefächerte) sexuelle Prak-tiken letzlich „Nachwuchs“ zu generieren. Ein anderer Weg wäre die Adoption anstelle eigener Kinder. Voraussetzung für eine legale Adoption ist aber ein eheliches/eheähnliches Verhältnis. 

Sowohl Reproduktionsmedizin als auch Adoption können helfen, Kinderwünsche zu erfüllen. Aber es ist wohl unumstritten, daß heterosexuelle Paare die Garanten sind, wenn es gilt, das Leben zu bewahren. Damit sind die Heteros alternativen Lebensformen natürlich überlegen. Dieser Stärke sollten wir uns – bei aller Toleranz – bewußt sein.

Hermann März, Ballószög/Ungarn






Zu: „‘Mehr Deutschland für Europa’“, im Gespräch mit Hans Wall, JF 23/15

Gekünstelte Darstellung

Hans Wall steht ohne Wenn und Aber hinter Professor Lucke. Das ist ehrenwert. Seit Gründung der AfD verfolge ich deren Werdegang und habe insbesondere zu Professor Lucke eine deutlich andere Meinung. 2014 erlebte ich ihn in Marburg (Lahn) und führte mit ihm ein kurzes Gespräch. Er stand vor meiner Frau und mir, Jackett offen, beide Hände in den Hosentaschen, gekünstelt selbstbewußt. Mit deutlicher Körpersprache genoß er öffentlich die rasanten Anfangserfolge der AfD. Sie haben ihn, so sehe ich das, zum Egoisten werden lassen. 

Bernd Lucke stellt sich bei seinen medialen Auftritten immer wieder als der Mittelpunkt „seiner“ AfD dar, was sich auch in seinem unbedingten Willen zeigte, sich zum alleinigen Vorsitzenden wählen zu lassen. Das konnte nicht gutgehen, zumal im weiteren Verlauf der Parteigeschichte Herr Lucke dann zu den etwa im Wahlprogramm der AfD zur Europa-Wahl 2014 niedergeschriebenen Zielen merklich auf Distanz ging (Euro-Ausstieg, Kritik an der ungeregelten Zuwanderung etc.). Statt die wesentlichen AfD-Ziele in den Blickpunkt der Öffentlichkeit zu stellen, war und ist es bis heute der parteiinterne, unnötige Streit, der täglich in den Medien genußvoll ausgeschlachtet wird. Die mit Luckes „Weckruf 2015“ erfolgte Einteilung in willkommene und unwillkommene Parteimitglieder bestärkt mich in meinem Urteil.

Peter Jackl, Kirchhain





Zu: „Schlagabtausch im Bundesvorstand“ von Marcus Schmidt, JF 23/15

Versöhnung notwendig

Der Zweikampf um die AfD-Spitze zwischen Bernd Lucke und Frauke Petry ist wohl entschieden. Mit seinem erpresserischen „Weckruf“ hat sich Lucke endgültig isoliert und ins Abseits gestellt. Luckes Unterstützter haben erkannt, daß ihr Idol kaum noch eine Chance hat, die Mehrheit der Delegierten in Kassel für sich zu gewinnen. Daher haben Kölmel, Wächter und andere flugs einen neuen Vorschlag aus dem Hut gezaubert: Weder Lucke noch Petry sollten antreten, stattdessen ein Kandidat aus der zweiten oder dritten Reihe ausgesucht werden. Wer denn? Ein Nobody hätte es sehr schwer, die angeschlagene AfD wieder aufzurichten. Besser wäre es, wenn Frauke Petry die Partei anführt, die über eine hohe Bekanntheit, politisches Talent und große Sympathiewerte in weiten Teilen der Partei verfügt. 

Aber Petry und ihre Unterstützer müssen die Liberal-Konservativen mit ins Boot nehmen. Joachim Starbatty wäre ein hervorragender Repräsentant des wirtschaftsliberalen Flügels. Ihn in die Führungsspitze zu holen, wäre ein kluger Schachzug. Auf keinen Fall darf es zu einer umgekehrten „Säuberung“ (um das unselige Wort Hans-Olaf Henkels zu bemühen) gegen den liberalen Flügel kommen, wie das der sächsische Landesverband plante. Racheakte oder Ausschlußdrohungen gegen „Weckruf“-Unterstützer sind Gift. Was die AfD für einen Neuanfang braucht, ist der Wille zur Versöhnung. Dann kann es gelingen, die Partei als rechtskonservativ-wirtschaftsliberale Kraft zu stabilisieren. Zu wünschen ist es, damit nicht alle Mühen umsonst waren.

Dr. Peter Müller, München





Zu: „AfD vor der Spaltung / Frauke Petry und ihr Plan B“ von Dieter Stein, JF 22/15

Lieber kein linkes Ding

Leider haben auch prominente Galionsfiguren wie Bernd Lucke oder Hans-Olaf Henkel sich von der Political Correctness derart bedrängen lassen und letztlich kapituliert. Das ist für mich unverständlich! Sind die grandiosen Anfangserfolge schon vergessen oder verdrängt? Diese überraschenden Wahlerfolge gründeten gewiß nicht in einer „AfD light“. Mein politischer Wahlspruch jedenfalls lautet noch immer: Lieber für eine rechte Sache, als für ein linkes Ding!

Wolfgang Gens, Berlin





Zu: „Weg vom Fensterln“ von Lukas Noll, JF 23/15

Nur die Deutschen ahnen nichts

Alles, was die selbstbestimmte Traditionsgemeinschaft der Bayern ausmacht, wird durch die deutsche Umerziehung zu Heloten getroffen und zerstört. Was die Siegermächte seit 1945 als meisterliche Alternative zu „Versailles“ begonnen haben, wird seit dem „Marsch durch die Institutionen“ von den Achtundsechzigern und unserer herrschenden politischen Klasse vollendet. Die britische Zeitschrift Spectator hatte dies bereits in ihrer Ausgabe vom 16. November 1959 auf den Punkt gebracht: „Politische Dummheit kann man lernen, man braucht nur deutsche Schulen zu besuchen. Die Zukunft Deutschlands wird wahrscheinlich für den Rest des Jahrhunderts von Außenstehenden entschieden. Das einzige Volk, das dies nicht weiß, sind die Deutschen.“

Wilko Fokken, Bunde






Zu: „Knapp daneben / Warnung an die Welt“ von Karl Heinzen, JF 23/15

Love is all you need

Als ewiger Beatles-Fan (Beatles 4ever!) kann ich nur sagen: Ihre Satire ist nicht nur knapp, sondern voll daneben!

Berthold Schröder, Sundern







Zum Schwerpunktthema: „Zug über die Alpen“, JF 22/15

Sehnsucht nach dem Oberst

Die Diktatur Libyen wurde von der Nato angegriffen. Nach tausenden Luftangriffen war Gaddafi gestürzt, die Infrastruktur und die staatliche Ordnung zerstört. Nun war es ein leichtes für Dschihadisten, Al Kaida und IS, in dieses Vakuum, nur einige hundert Kilometer von Europas Grenzen entfernt, vorzudringen. Die Schleusung von Flüchtlingen spült Millionen in die Kassen. Am Strand des Mittelmeers, mit Blick auf Europa und der Drohung „Wir kommen nach Rom“ schnitten Dschihadisten 21 koptischen Christen die Kehle durch. Inzwischen bestätigt sich, daß auch Dschihadisten unter den Flüchtlingen sind, etwa wenn Islamisten christliche Flüchtlinge über Bord werfen.Wird unter 100 Flüchtlingen auch nur ein Islamist mit eingeschleust, so haben wir in Europa schon einige tausend Dschihadisten. Auch diese treffen auf eine Willkommenskultur, sehen Transparente wie „Refugees welcome“, werden hier versorgt, untergebracht und erhalten Sprachunterricht. So können die islamistischen „Schläfer“ bequem die Umgebung ausspionieren. Eines Tages kommt aus Afghanistan oder dem Irak der Weckruf, dann haben wir hier in Europa den „Heiligen Krieg“. Nicht mit einer klaren Front, sondern mit Hunderten, über Europa verstreuten, gewaltbereiten, islamistischen Zellen. Mit meinen über 80 Jahren habe ich nur noch eine Hoffnung, daß – bevor das eintritt – Gott mich zu sich ruft.

Dr. Rudolf Müller, Waging am See







Zu: „‘Das geht so jeden Tag ...’“ von Hinrich Rohbohm, JF 22/15

Alptraum Schengen-Raum

Diese Reportage zur illegalen Einwanderung über Italien kann ich nur bestätigen. Auf einer kürzlichen Bahnfahrt von Bozen nach München war weit und breit keine Polizei und auch auch kein Schaffner zu sehen. Auch am Brenner gab es keine Kontrollen. Ausgestattet mit einem Handgeld hatten die vermutlichen Wirtschaftsflüchtlinge aller Couleur freie Fahrt in diesem Schengen-Europa. In München war ebenfalls nur eine spärliche Bahnpolizei, die aber untätig blieb. 

In meinem Heimatkreis wird jetzt eine ehemalige Bundeswehrkaserne für 700 „Flüchtlinge“ als Aufnahmelager umgerüstet, nachdem schon die Gemeinden ringsherum ihr Gesicht merklich verändert haben. Die jüngeren und sportlichen „Flüchtlinge“ wurden vom Kreis mit einem Fahrrad ausgestattet und nehmen am Verkehrsunterricht der Polizei teil als Teil der „Willkommenskultur“. Kopftuch tragende Frauen mit meist mehreren Kindern beleben das Straßenbild – wohl wie nun überall in unserer Heimat.

Kurt E. Goldmann, Altenglan






Zu: „Definieren, wen wir wollen“ von Bernd Kölmel, JF 22/15

Problematische Prognosen

Beim Thema Zuwanderung wird zweierlei immer falsch dargestellt: Erstens werden, wie hier, Prognosen der Bevölkerungsentwicklung bis zum Jahr 2050 geäußert, ohne die Eintrittswahrscheinlichkeiten zu nennen. Der zweite Aspekt kommt im Satz „Dann muß rechnerisch jeder Arbeitende einen Rentner finanzieren“ zum Ausdruck. Der verschweigt, daß die Arbeitenden auch die Arbeitslosen finanzieren. Bei der finanziellen Belastung der Berufstätigen kommt es auf das Verhältnis von arbeitender zu nichtarbeitender Bevölkerung an. Das ist bei Zuwanderern heute wesentlich schlechter als beim Bevölkerungsdurchschnitt. Hier verringert Zuwanderung nicht die Probleme, sondern verschärft sie.

Karl-Heinz Terpelle, Berlin






Zu: „Horch und Guck im Auftrag des Altmärkers“ von Jürgen W. Schmidt, JF 21/15

Der Kriminalist Wilhelm Stieber

Es ist befremdlich, daß der Berliner Kriminalist Wilhelm Stieber (1818–1882) in diesem sonst lesenswerten Beitrag völlig unerwähnt bleibt. Die Verdienste Bismarcks als preußischer Ministerpräsident, Reichsgründer und Reichskanzler waren weithin nur möglich, weil er sich bei seinen politischen Schachzügen auf die unablässige Arbeit dieses überdurschnittlich erfahrenen und erfolgreichen Kriminalisten verlassen konnte. Bismarck erkannte sofort Stiebers politische Begabung und fand in ihm den rechten Mann für einen vorzüglich geschulten, gut organisierten und erfolgreich arbeitenden Nachrichtendienst. Nach dem Attentat auf Bismarck durch den Studenten Cohen-Blind 1866 erhielt Stieber den vertraulichen Auftrag zur Übernahme des polizeilichen Schutzes für den König und Bismarck. Einer seiner letzten kriminalistischen Erfolge war die Aufklärung eines Mordkomplotts, dem Kaiser Wilhlem I., Bismarck und Moltke zum Opfer fallen sollten.Manfred Teufel, 

Kriminaldirektor i.R., Wellendingen