© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 25/15 / 12. Juni 2015

Widerspruch eingelegt
Johannes-Gutenberg-Universität Mainz: Theologische Fakultät lehnt die Habilitationsschrift eines Konservativen ab
(idea/JF)

Kontroverse an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz: Nach knapp einjähriger Prüfung hat die Fakultät die im Juli 2014 eingereichte Habilitationsschrift des konservativen Theologen Sebastian Moll abgelehnt. Das teilte der Fakultätsdekan Sebastian Grätz dem 34jährigen Habilitanden in einem Brief mit.

Die Gutachter begründen das mit inhaltlichen Unzulänglichkeiten, etwa Literatur, die nicht beachtet worden sei. Moll, der sechs Jahre lang bis zum Herbst 2014 als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni Kirchengeschichte unterrichtete und heute eine PR-Agentur führt, widersprach dieser Darstellung gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea: „Selbstverständlich befinden sich in der Arbeit auch Versäumnisse meinerseits. Rechnet man jedoch sämtliche unbegründete Kritik aus den Gutachten heraus, stellt sich die Frage, ob diese Versäumnisse dann noch eine vollständige Ablehnung der Habilitation rechtfertigen können." Er habe nach ausführlicher Lektüre der Gutachten über seinen Anwalt Widerspruch gegen die Ablehnung eingelegt. Auf Anfrage der JUNGEN FREIHEIT bestätigte er am Montag dieser Woche, daß es ihm dabei nicht um „Formfehler" gehe, er strebe eine inhaltliche Klärung an. „Eine solche Ablehnung ist, wenngleich nicht einzigartig, extrem ungewöhnlich", schreibt Moll auf seinem Internetblog.

In seiner Habilitationsschrift mit dem Titel „Albert Schweitzer. Meister der Selbstinszenierung" befaßt sich der Theologe mit den autobiographischen Schriften Schweitzers (1875–1965). Einer breiteren Öffentlichkeit wurde Moll bekannt mit seinem kontrovers diskutierten Buch „Jesus war kein Vegetarier" (2011). Darin wirft er der evangelischen Theologie politische Korrektheit vor. Zuletzt erschien von ihm (JF-Interview 38/13) das Buch „Du sollst nicht atmen".