© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 25/15 / 12. Juni 2015

Meldungen

DDR-Symbolik: Gefahr der Bagatellisierung

BERLIN. Für Hubertus Knabe, den Direktor der Stasi-Gedenkstätte in Berlin-Hohenschönhausen, ist es ein absolutes Unding, daß es in Deutschland nach wie vor erlaubt ist, die Symbole der DDR-Diktatur öffentlich zur Schau zu stellen. Dadurch komme es zu einer „schleichenden Bagatellisierung des SED-Regimes im Alltag", was nicht zuletzt die Verhöhnung und Retraumatisierung der Opfer zur Folge habe. Aber das interessiere offenbar niemanden, da es eben nicht um den Nationalsozialismus gehe, auf dessen Symbole der Staat sehr viel sensibler reagiere (Horch und Guck, 1/2015). Der Gipfel sei freilich das Argument, ein Verbot von Hammer, Zirkel und Ährenkranz sowie anderer typischer Erkennungszeichen des „Arbeiter- und Bauernstaates" führe zur Untergrabung der Meinungsfreiheit in der Bundesrepublik. Diese werde eher „von ganz anderer Seite bedroht: durch den Anpassungsdruck in den politischen Debatten und durch die Mechanismen medialer Skandalisierung, wenn jemand diesem Druck nicht Folge leistet". (wk)

www.horch-und-guck.info


Skandinavier brachten Lepra nach Britannien

Southampton. Die Lepra, welche heute als typische Tropenkrankheit gilt, war im Mittelalter in ganz Europa verbreitet, darunter auch auf den britischen Inseln. Dabei scheint die Seuche bereits vor dem 6. Jahrhundert von Skandinavien nach England gelangt zu sein. Das jedenfalls legen Untersuchungen eines 1.500 Jahre alten Skeletts aus Great Chesterford in Essex durch Forscher der University of Southampton nahe: Der etwa 20jährige Mann, welcher zu den ältesten Lepratoten in Großbritannien zählt, stammte offensichtlich aus Skandinavien. Darüber hinaus zeigt das Erbgut des Erregers Mycobacterium leprae, mit dem der Gestorbene befallen war, auffällige Ähnlichkeiten mit einer Form des Bakteriums, die in noch älteren Überresten von Lepra-Opfern in Norwegen und Dänemark isoliert werden konnte (Mitteilung der University of Southampton, vom 20. Mai 2015). Allerdings sind weitere Untersuchungen an anderen Skeletten in England nötig, um eine Einschleppung über die Nordsee definitiv zu beweisen. (wk)

www.southampton.ac.uk


Historisches Kalenderblatt

14. Juni 1985: Erst nach der geforderten Änderung des Mottos „Schlesien bleibt unser“ in „Schlesien bleibt unsere Zukunft in einem Europa freier Völker“ spricht Bundeskanzler Helmut Kohl beim Deutschland-Treffen der Schlesischen Landsmannschaft in Hannover.



Erste Sätze

Das Haus, in dem mich die Familie meiner neuen Freundin erwartete, lag draußen vor der Stadt und war das einzige Wohngebäude mitten in einem öden Gewerbepark.


Botho Strauß: Die Unbeholfenen, München 2007