© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 25/15 / 12. Juni 2015

Umwelt
Amtliche Träumerei
Jörg Fischer

Kommende Woche will die Regierung ihre Wunschvorstellungen zur Elektromobilität präsentieren. Aber „das Kanzlerwort von einer Million Elektroautos im Jahre 2020 ist definitiv nicht erreichbar. Wenn man es trotzdem behauptet, sagt man bewußt die Unwahrheit", erklärte vorige Woche Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des CAR-Instituts der Uni Duisburg-Essen, bei der Vorstellung einer Marktanalyse. Dabei fallen selbst Benziner und Diesel unter das neue Elektromobilitätsgesetz (EmoG), wenn sie als „Plugin-Hybrid" theoretisch 40 Kilometer elektrisch rollen können. Im April wurden 684 Elektro- und 1.006 Plugin-Autos angemeldet – das waren 0,58 Prozent der insgesamt 291.395 Neuzulassungen. Die Grünen verlangen daher, über EmoG-Privilegien wie freie Parkplätze und Fahrt auf Busspuren hinaus, 5.000 Euro Kaufprämie – etwa für den knapp 40.000 Euro teuren BMW i3, der 2014 nur 2.231 Zulassungen verbuchte.

Norwegen fördert die Elektromobilität durch üppige Privilegien und teure Subventionen.

Steffen Bilger, Beauftragter der Unionsfraktion für E-Mobilität, fordert statt dessen eine Sonderabschreibung für gewerbliche Käufer. Doch selbst dieses Milliardengeschenk dürfte nicht reichen, um zum gehätschelten „Leitmarkt" Norwegen aufzuschließen, wo 1,8 Prozent der Autos EmoG-tauglich sind. Erreicht wurde dies durch noch üppigere Privilegien und Subventionen, wie Erik Figenbaum vom Osloer TØI-Institut vorrechnet. Ein elektrischer Nissan Leaf ist dort so teuer wie ein VW Golf. E-Mobilisten sind von den exorbitanten Kfz-Abgaben und Steuern befreit. Es gibt zudem Rabatte auf die Firmenwagensteuer sowie ein Staatsprogramm für E-Tankstellen und Schnelladestationen. Mautgesellschaften und Fähren verlangen inzwischen staatliche Ausgleichszahlungen für die Verluste, die ihnen die gebührenbefreiten E-Autos einbringen. Auf der Inselkommune Finnøy fahren schon 12,3 Prozent elektrisch – ansonsten schlägt dort allein die Straßenmaut mit umgerechnet 3.000 Euro jährlich zu Buche.