© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 26/15 / 19. Juni 2015

Lesereinspruch

Keine Krankheit

Zu: „Ritalin gegen die angeborene Wildheit“ von Markus Brandstetter (JF 24/15)

Bislang hatte ich noch nie auf einen Ihrer Artikel reagiert. Jetzt aber muß es sein. Grund ist ein Denkfehler, den viele Unwissende machen, so auch Ihr Autor, der das Asperger-Syndrom als eine Krankheit bezeichnet. Tatsächlich ist es keine Krankheit, sondern eine Form des Autismus, die bei Normal- bis Hochbegabten auftaucht. Aspergianer sind auch nicht wie Dustin Hoffman in „Rain Man“. Wir lieben jedoch die drei As: Alleinsein, Autonomie und Autarkie. Und wir haben unsere Steckenpferde, auf denen wir stundenlang herumreiten können. 

Das Asperger-Syndrom ist ein „Anderssein“ des Gehirns, das uns in der (von Aspergianern so genannten) neuro-typischen Welt eine Sonderstellung gibt. Wir haben Kompetenzen, die uns unterscheiden von „euch“ Neurotypischen, kurz NTer. Deshalb sind viele Erfinder, Wissenschaftler und Informatiker Aspergianer. Wir haben relativ wenige bis gar keine Freunde. Das spart Zeit, in der man sein Wissen vergrößern kann. Denn Wissen heißt auch bei uns Macht, heißt es bei uns: Wissen ist sexy – und Temple Grandin eine Superfrau. 

Quintus N. Sachs, Wesel