© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 26/15 / 19. Juni 2015

Top-Ökonomen fordern ein Ende der griechischen Sparpolitik
In die falsche Richtung
Philipp Bagus

Die Verhandlungen mit Griechenland spitzen sich zu. Da wundert es nicht, daß namhafte keynesianische Ökonomen wie Nobelpreisträger Joseph Stiglitz, James Galbraith und Thomas Piketty sich in einem offenen Brief auf die Seite der griechischen Regierung schlagen. Die 26 Unterzeichner fordern ein Ende der Austeritätspolitik. Eine von der Eurozone finanzierte Ankurbelung der aggregierten Nachfrage soll die Umsetzung von Reformen unterstützen. Die Ökonomen berühren damit die bedeutende Frage, wie die Krise überwunden werden kann. Ist staatliche Sparsamkeit der richtige Weg?

In einem künstlichen, von expansiver Geldpolitik getragenen Boom kommt es zu Fehlinvestitionen und Blasenbildung, im letzten Boom vor allem im Immobilien- und Staatssektor. Die Produktionsstruktur wird verzerrt. Die aggregierte Nachfrage ist mithin nicht das Problem. Vielmehr stimmt die Struktur des Angebots nicht mehr mit der Nachfragestruktur überein. Um wieder zu einem nachhaltigen Wachstum zurückzukommen, muß die Produktionsstruktur wieder den Bedürfnissen der Konsumenten angepaßt werden.

Wer bewerkstelligt diese Anpassung am besten? Die Unternehmer. Es ist gerade ihre Aufgabe, mit den knappen Ressourcen der Gesellschaft die dringendsten Bedürfnisse der Konsumenten bestmöglich zu befriedigen. Darin konkurrieren sie. Wem es gelingt, der erzielt Gewinn, wer es nicht so gut macht, erleidet Verluste. 

Damit die Anpassung der Produktionsstruktur schnellstmöglich gelingt, brauchen die Unternehmer Verfügungsgewalt über Ressourcen. Dazu sollten die Staatsausgaben verringert werden. Je mehr der Staat an sich zieht, desto weniger steht der Zivilgesellschaft zur Verfügung, um angeschlagene Projekte zu restrukturieren, neue Firmen zu gründen oder Investitionen anzustoßen. Der Staat schafft ja keine neuen Ressourcen. Alles, was er ausgibt, hat er zuvor der Zivilgesellschaft abgenommen. Das beste Konjunkturprogramm ist mithin staatliche Sparsamkeit.

Zudem sollten etwaige Hindernisse für die menschliche Kooperation abgebaut werden, um es den Unternehmern zu erleichtern, die Angebotsstruktur anzupassen, etwa am Arbeitsmarkt. Leider bestehen die im Stiglitz-Aufruf anvisierten Reformen nicht in einem Abbau von Kooperationshindernissen, vielmehr fordert er eine Bekämpfung von Steuerhinterziehung, was noch höhere Staatsausgaben ermöglichen würde.

Zudem fordert Stiglitz, Filz und Bestechung zu bekämpfen. Die beste Korruptionsbekämpfung besteht jedoch darin, den Staat zu schrumpfen und so die Korruptionsmöglichkeiten auszutrocknen. Der Stiglitz-Brief stößt in die völlig falsche Richtung. Statt Sparsamkeit und befreienden Reformen fordert er das Gegenteil.

Stiglitz-Aufruf „In the final hour, a plea for economic sanity and humanity“:  t.co/Q18NrRHHEq