© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 26/15 / 19. Juni 2015

Frisch gepresst

Sprachverwirrung. In seinem Reiseführer für feministische Sprachkultur streift Tomas Kubelik durch die fabelhafte Welt der gendergerecht flurbereinigten Landschaften – mal lyrisch, mal empirisch. Der 39jährige promovierte Gymnasiallehrer beginnt deskriptiv, aber tempostark mit der fundierten Entlarvung feministischer Mythen: Frauen stellten anders als Homosexuelle und Behinderte „weder Opfer- noch Randgruppe dar“. Frauen neigten nicht seltener als Männer zu körperlicher und emotionaler Gewalt. Frauen würden augenscheinlich nicht schlechter bezahlt als Männer – oder folgte auf die Einführung von Anti-Diskriminierungsgesetzen etwa die große Klagewelle? Kubelik wandert vom großen Wald voller Bäume zur kleinen von Binnen-Is verspargelten Aue: Er skizziert den großen Plan der Feministen, über Sprachformierung unser Denken zu manipulieren, weist auf die Widersprüche in der gendergerechten Semantik und „Grammatik“ hin und runzelt die Stirn über den zwangsläufigen Stilverlust – immer mit Rückgriff auf passende Zitate aus Gegenwart und Kulturgeschichte. (cop)

Tomas Kubelik: Genug Gegendert! Eine Kritik der feministischen Sprache. Projekte Verlag, Jena 2015, broschiert, 174 Seiten, 14, 90 Euro




Sex-Ideologien. Die Frage, „wie der ‘sex-positive’ Geschlechterkrieg Kirche und Gesellschaft“ verändern konnte, hat Johannes Rogalla von Bieberstein dazu animiert, sich dieser sexualisierten Form des Marxismus zu widmen. In sechs Kapiteln rechnet der Autor mit den „Sex-Ideologien“ unserer Zeit ab, allen voran dem „lesbisch-feministischen Großprojekt Gender Mainstreaming“. Er zeichnet die „Konturen der schwulen Revolution“ nach, der es bisher gelungen sei, auch in der Mehrheitsgesellschaft die „sexuelle Vielfalt“ zu einem kaum mehr hinterfragbaren „Götzen“ zu erheben. Rogalla von Bieberstein weist auf die Hintergründe des Ideologieprojektes hin und führt den laufenden „Geschlechterkrieg“ auf Karl Marx und den marxistisch-freudianischen Psychoanalytiker Wilhelm Reich zurück. Hart in der Sache und im Tonfall polemisch geht der Autor auch mit der evangelischen Kirche ins Gericht, die er heute nur mehr als „Gender-Laboratorium“ wortführender Mitglieder beschreibt, die Kirche für ihre gesellschaftspolitischen Ziele mißbrauchten. (fl)

Johannes Rogalla von Bieberstein: Schwulenkult und feministischer Geschlechterkampf. Ares Verlag, Graz 2015, broschiert, 139 Seiten,  14,95 Euro