© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 26/15 / 19. Juni 2015

Umwelt
Fracking fürs Klima
Jörg Fischer

Nach dem G7-Gipfel ergoß sich vorige Woche ungewohntes Lob über die Kanzlerin: „Elmau hat geliefert“, jubelte Greenpeace. „Der Countdown für die Nutzung von Kohle, Öl und Gas läuft“, glaubt der WWF Deutschland. „Aus Klimasicht hat Angela Merkel wieder alles richtig gemacht“, behauptete Hans Joachim Schellnhuber vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, das zur Hälfte vom Bund finanziert wird. Dabei haben die G7 sich lediglich darauf geeinigt, „daß wir im Laufe dieses Jahrhunderts eine Dekarbonisierung der Weltwirtschaft brauchen“. Wie tief die „Einschnitte bei den weltweiten Treibhausgas­emissionen“ sein sollen, um die „Erhöhung der globalen Durchschnittstemperatur unter einer Grenze von zwei Grad Celsius zu halten“, ließ Merkel offen.

Warum sollen die im Sandstein schlummerden Öl- und Gas-Reserven gehoben werden?

Die G7-Unverbindlichkeit läßt sich nicht allein auf Kanada oder Japan schieben. Denn nicht nur in den USA, auch in Deutschland hat die Fördermethode Fracking ihre Anhänger. Das zeigten die Anhörungen zum geplanten Fracking-Gesetz der Bundesregierung. Wenn eine 40prozentige Reduktion der Klimagase bis 2050 „eindeutig zu wenig“ sei, warum sollen dann die in deutschem Sandstein schlummernden Öl- und Gas-Reserven gehoben werden? „Es ist alarmierend, daß allein in Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen in mehr als 600 Natura-2000-Flächen gefrackt werden könnte“, warnt BUND-Chef Hubert Weiger. Fracking müsse „uneingeschränkt verboten werden, um Grundwasser, Böden und Natur zu schützen“. Für Klimaschützer Schellnhuber klingt das jedoch viel zu schwarzgemalt, denn der Schritt von Kohle zu Gas bedeute eine Reduktion des Potentials zur globalen Erwärmung „um mindestens 50 Prozent, vielleicht sogar 60, 70 Prozent“.