© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 26/15 / 19. Juni 2015

Haltungsnote
Aus weiß mach schwarz
Christian Rudolf

Die Dame hatte ihre Rasse gewechselt wie andere das Geschlecht. Ob Rachel Dolezal darin weiter gegangen ist, als es die politische Korrektheit erlaubt? Amerika jedenfalls hat seine Debatte um ein Tabu. Dolezal ist offenbar eine Frau, jedenfalls hat noch keiner das Gegenteil behauptet (aber was heißt schon „Gegenteil“, bei gefühlt 3.000 Geschlechtern). Aber sie ist keine Schwarze. Obwohl sie das seit langem vortäuschte und auf dem Ticket ihre Karriere baute. Dolezal setzt sich als Schwarzenaktivistin aus dem Nordwesten der USA seit Jahren für „Chancengleichheit“ ein, verfügt als Professorin im Programm Afrikanische Studien über einigen Einfluß, lehrte den „Kampf der schwarzen Frau“. Gescheiterte Ehe mit einem Afroamerikaner, vier schwarze Adoptivgeschwister, wovon sie eines bisher als Sohn ausgab. Ein „moderner“, konstruktivistischer Lebensentwurf. Und nun ist Blut doch dicker als Wasser. Nach einem Familienzwist gingen ihre weißen Eltern an die Medien: mit einem Foto eines weißen, blonden Mädchens deutsch-böhmischer Abstammung.

Aber ist Rasse nicht auch nur ein soziales Konstrukt? Wie das Geschlecht? Wenn schon, denn schon? Was ist schon Wahrheit in Zeiten, in denen man auch sein Meerschweinchen heiraten darf? Gefühl ist alles!