© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 27/15 / 26. Juni 2015

Frisch gepresst

Protostaaten. Der 33jährige Henning Lindhoff ist stellvertretender Herausgeber des radikalliberalen Magazins Eigentümlich frei und hat bereits Bücher über die Grünen und die EU („10 Tage in Absurdistan“) veröffentlicht. Nun legt er ein kompaktes Werk über Separatismus und Geostrategie mit dem Untertitel „der Protostaat als Werkzeug“ vor. Der Autor geht der Frage nach, inwiefern Separatistenbewegungen nicht aus dem Freiheitswillen einer Volksbewegung entstehen, sondern als Waffen im geopolitischen Machtkampf eingesetzt und von ausländischen Geheimdiensten „gezündet“ werden. Als Beispiel zeichnet Lindhoff die Ukraine-Krise nach. Der Rheinländer untersucht aber historische Sezessionsversuche wie in Südtirol, im Baskenland oder Mexiko. Ein deutsches Beispiel ist der Versuch im Rheinland, unter dem Motto „Los von Berlin!“ 1919 aus dem Deutschen Reich auszutreten. Sein Fazit: Geostrategen in Ost und West nutzen aufkeimende Identitätsströmungen in jedem Stadium aus, um sich gegenseitig in die Suppe zu spucken. Erst jüngst drohte China damit, Waffen an Unabhängigkeitsaktivisten auf Hawaii zu liefern. (dah)

Henning Lindhoff: Separatismus und Geostrategie. CreateSpace Independent Publi-shing Platform, Grevenbroich 2015, broschiert, 118 Seiten, 8,90 Euro




Wissenschaftssprache. Längst sind es nicht mehr allein die Vorlesungen in den Natur- und Ingenieurwissenschaften, die den Stoff auf englisch vermitteln. Die kulturwissenschaftlichen Disziplinen holen auf, nachdem sie bereits ihre Zeitschriften, darunter selbst traditionsreiche Organe der Germanistik, entweder vollständig auf englische Beiträge umgestellt oder sie wenigstens teilweise dafür geöffnet haben. Nach Widerstand gegen die Anglophonie in Forschung und Lehre hierzulande sieht es gerade in diesen Fächern daher eher nicht aus. Der prominenteste Anwalt des Deutschen als Wissenschaftssprache bleibt darum ausgerechnet ein emeritierter Professor für Technische Mechanik, der 1939 in Breslau geborene Karl-Otto Edel, der seit 1992 an der Fachhochschule Brandenburg lehrte und der selbst mit englischen Publikationen im Gelehrten-Kürschner vertreten ist. Das mindert jedoch keineswegs die Überzeugungskraft seines jüngsten, historisch argumentierenden Eintretens für die einstige wissenschaftliche „Weltsprache“. (wm)

Karl-Otto Edel: Die deutsche Sprache in der Wissenschaft. Wandel, Wirkung und Macht. IFB Verlag Deutsche Sprache, Paderborn 2015, gebunden, 523 Seiten, Abbildungen, 39,90 Euro