© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 27/15 / 26. Juni 2015

Leserbriefe

Zu: „Zeit für Veränderung“ von Ronald Gläser, JF 26/15

Nur Bares ist Wahres

Ihrem Leitartikel kann ich uneingeschränkt zustimmen. Langsam ist das, immerhin auch sehr niedrige Niveau der privaten Sender im Begriff, die öffentlich rechtlichen Sender zu überholen. Dort wird man wenigstens nicht mit Schwulenpropaganda konfrontiert, und die Nachrichten sind zwar sehr kurz gehalten, dafür aber wenigstens kaum einseitig im Sinne des sogenannten Zeitgeistes verzerrt. Käme es zu solchen Auswüchsen, brächen ihnen die Werbeeinnahmen und damit ihre wirtschaftliche Existenzgrundlage weg. Denn der Zuschauer, auch bei niedrigerem Bildungsniveau, interessiert sich nicht dafür. 

Nur eines: Am Ende deutet der Verfasser, Herr Gläser, die Möglichkeit an, die GEZ-Gebühren bar zu bezahlen. Es wäre schön, wenn Sie darüber aufklärten, wie das vor sich gehen kann. Nach meiner Kenntnis befindet sich die GEZ in Köln. Dorthin zu fahren ist wohl illusorisch! Gibt es noch andere Möglichkeiten, die Gebühren bar einzuzahlen? Wenn das ginge, ich wäre dabei!

Harald Heinrich, Berlin




Die Freude, ein Sandkorn zu sein

Wie erfrischend war der Hinweis Ronald Gläsers, den GEZ Beitrag in bar zu entrichten, damit man sich dort ordentlich ärgere. Seit Einführung des RBStV in 2013 schicke ich dreimonatlich meinen Radiobeitrag, und nur den, von 5,70 Euro pro Monat in bar. 

Hierzu klebe ich Scheine und Münzen auf einen Brief an die GEZ und spare weder an Uhu noch an Tesafilm. Diesen sende ich dann als Einschreiben an die GEZ in Köln. Beim Telefonat mit der Rechtsabteilung der GEZ wurde mir gesagt, daß man prüfen wolle, ob Einschreibebriefe von mir noch angenommen werden müßten. Mein Anwalt hatte da aber schon einen Rat, und erklärte, daß zur Not ein Gerichtsvollzieher mit einigen Zahlungen hingeschickt werden könnte, was auch gar nicht so teuer sei.

Ich finde es bedauerlich zu sehen, daß die meisten, die ebenfalls kein Fernsehen nutzen, willig ihre 18 Euro pro Monat bezahlen, weil man ja doch nichts ändern könne. Sie unterschätzen aber die Freude, die es bereitet, ein Sandkorn im Getriebe der GEZ zu sein.

Matthias Rau, Elsfleth






Zu: „Zitate / Torsten Krauel“, JF 26/15

Das ist erst der Anfang

So dumm der Vergleich der Flüchtlingsströme zwischen Europa/USA und Afrika/Europa auch ist, so boshaft genial ist er für die Geschichtsvergessenen und Berufsoptimisten. Die Infantilisierung der Politik und ihrer Medien ist erschreckend. Wenn ich den Vergleich zu Ende denke: Wo und wie leben die Ur-Einwohner Amerikas denn heute? 

Dem Volk wird auf allen möglichen Ebenen Sand in die Augen gestreut, und viele sind bereits so gut „erzogen“, daß sie nur noch mit geschlossenen Augen umherlaufen und auf billige Schlagworte wie „soziale Gerechtigkeit, Freiheit, Vielfalt, Toleranz“ hören. Wir haben wahrlich genug wirkliche Probleme im eigenen Land, von Euro bis Gender-Wahn. Die Mutter aller Fehler aber ist die Gottesferne, und was da alles wunderbar gedeihen kann, davon erleben wir wohl grad erst die Anfänge.

Ulrich Tiemann, Minden






Zu: „Erstmal mundtot machen“ von Thorsten Hinz, JF 25/15

Allheilmittel Volksverhetzung

Thorsten Hinz hat recht. Es ist eine Schande, daß hier wie zu DDR- und NS-Zeiten politisch nicht opportune Meinungen strafrechtlich verfolgt und Menschen wegen einer Meinungsäußerung vor Gericht gestellt und sogar eingesperrt werden. Volksverhetzung lautet der immer gleiche stupide Vorwurf an all jene, die es wagen, sich dem linken Mainstream zu widersetzen. 

Der ehedem funktionierende Rechtsstaat verwandelt sich immer mehr zu einem Gesinnungsstrafrecht, indem Politiker sich anmaßen, dem Bürger vorzuschreiben, was er alles nicht mehr sagen darf. Von mir aus kann jeder denken, glauben, lesen, schreiben, sagen, was immer er will. Unglücklicherweise ist diese Vorstellung von Freiheit für deutsche Politiker und Medienleute unerträglich.

Stephan Zankl, München




Gegen das Interesse des Staates

Das Ehegattensplitting war und ist ein kleiner Ausgleich dafür, daß in einer auf Kindersegen abgestellten Ehe (und die ist die Regel) die Ehefrau, die die Kinder gebärt und ernähren kann, sich in der ersten Zeit oder für länger daheim um sie kümmert und damit für ein Erwerbsleben außer Haus ausfällt. 

Mit einem „Füreinandereinstehen“, das schwule Paare geltend machen, um ebenfalls in seinen Genuß zu kommen, hat das nichts zu tun. Der Staat wollte und sollte Nachwuchs fördern und nicht völlig unbedeutende sexuelle Abweichungen.

Eberhard Koenig, Baiern






Zur Karikatur „Ehe für alle“, JF 25/15

Grenze der Freiheit überschritten

Diese Karikatur wird wohl so manchen Schwulen verletzen. In Darstellungen wie dieser wird die Meinungs- und Redefreiheit noch ohne Rücksicht auf Verluste ausgeübt, was aber keinesfalls Sinn echter Freiheit sein kann. Nähme man Freiheit wirklich ernst, müßte man sich mit dem freiheitlichen Recht, seine Ablehnung der Homo-Ehe in nicht verletzender Weise kundzutun, begnügen und Schwulen die Freiheit lassen, zu heiraten, so sie es wollen. Andernfalls endete die Freiheit der anderen dort, wo sie die eigene vermeintlich (!) beeinträchtigt, wohingegen die eigene keine Grenzen kennt.

Benedikt Grabinski, Tüttendorf 






Zu: „Eine Partei taumelt“ von Marcus Schmidt, JF 25/15

Die AfD braucht einen Wehner

Zunächst mal glaube ich gewisse Parallelen zwischen der AfD und den REP feststellen zu können (große Anfangserfolge bis in das Europäische Parlament, die allerdings nicht auf eigener Kärrnerarbeit beruhten und entsprechend auch rasch verspielt wurden) und zwischen AfD und Bund Freier Bürger. Bei letzterem existierte auch immer der absolut unlösbare Gegensatz zwischen Befürwortern einer engen Anbindung an Jörg Haider und einer deutlichen Distanzierung zu dieser Person. 

Bernd Lucke ist einer der Väter (Mütter gab es auch!) der AfD, bis heute auch ihr bekanntestes Zugpferd und Aushängeschild. Meiner Meinung nach hat er aber sein Kind mißbraucht! Die Wähler der AfD sind zunehmend enttäuscht, weil er und somit die AfD keine verbindlichen Aussagen zu Themen trifft, die den Normalbürger (dieser hat die AfD ja mehrheitlich gewählt!) beschäftigen. Stattdessen distanziert er sich möglichst von allem und jedem (z.B. Pegida), und in der Konsequenz distanzieren sich auch die (potentiellen) AfD-Wähler zunehmend von ihm und somit auch von der AfD. 

Nun haben aber eben diese Wähler ihn und seine Honoratioren in das Europäische Parlament gewählt. Dort finden sie unter den etablierten Parteien keinerlei Beachtung, werden belächelt und distanzieren sich zudem vorsorglich von allem, was nur den Anschein von „Rechts“ hat. Dafür jedenfalls hat der „Kleine Mann“ die ehemals wegen ihrer Bürgerferne total erfolglosen früheren Honoratioren des Bundes Freier Bürger nicht nach Brüssel gewählt. Eine Frauke Petry hingegen kann es meiner Meinung nach! Allerdings bräuchte sie als alleinige Parteivorsitzende gleich mehrere Zuchtmeister à la Herbert Wehner, denn Hans-Olaf Henkel hat so manche Vögel recht deutlich beschrieben – allerdings sind Wirrköpfe, Chaoten, Karrieristen usw. nicht per se rechts, und Rechte sind nicht per se Wirrköpfe. Aber das müßten die Zuchtmeister im Einzelfall richten!

Werner Linn, Feilbingert





Zu: „Macht die Tore zu!“ von Christian Vollradt, JF 24/15

Dafür gibt es keinen Predigtext

Die Rede des Bundespräsidenten im Ersten Deutschen Fernsehen zum Weltflüchtlingstag zeigt leider, daß er „Äpfel mit Birnen“ vergleicht. Ist ihm denn nicht klar, daß 1945 Deutsche zu Deutschen kamen? Insofern ist ein wesentlicher Teil von Gaucks Aussagen geradezu absurd, wobei die Eloquenz seiner Rede höchst peinlich anmutet. So wird der Bundespräsident tatsächlich zu einem Märchenerzähler. 

Als Teilnehmer an einem Hungermarsch aus Hinterpommern im Alter von elf Jahren, der heute 81 Jahre alt ist, verschlägt es mir die Sprache, einen solchen Unsinn hören zu müssen. Meine Eltern haben als Deutsche aus Pommern mit anderen Deutschen aus Danzig, Ostpreußen, Schlesien, dem Sudetenland und anderen Teilen des Ostens Deutschland wieder aufgebaut.

Damit ich nicht falsch verstanden werde: Mich jammert das Elend dieser heutigen Flüchtlinge, und die Politik, von der auch Gauck ein Teil ist, täte gut daran, mehr für sie zu tun, damit sie in ihren Heimatländern verbleiben können. Dabei können unsere Politiker der Hilfe der Bundesbürger sicher sein, auch der meinen. Aber bitte verschont uns mit „Kanzelreden“, die der „Predigttext“ nicht hergibt. Ein bißchen mehr Exegese täte auch Joachim Gauck gut, meine ich, als inzwischen selbst altgewordener Pfarrer.

Prof. Dr. Karl-Heinz Kuhlmann, Bohmte





Zu: „‘Das ist erst der Anfang’“, im Gespräch mit Bruno Schirra, JF 24/15

Perfekte Willkommenskultur

Daß Deutschland bisher von nennenswerten islamistischen Attentaten verschont geblieben ist, liegt vielleicht gar nicht so sehr an irgendeinem gefürchteten Geheimdienst. Seit Ende des Zweiten Weltkriegs haben wir Deutschen offenbar die Welt von unserer Harmlosigkeit und Wehrunwilligkeit überzeugt. In der Konsequenz nehmen wir Muslime jeder Radikalitätsstufe bei uns auf, geben dem Islam jeglicher Form alle Entfaltungsmöglichkeiten und setzen nichts dagegen, außer einer den Islamisten willkommenen Willkommenskultur. IS, alQuaida, Taliban und Co. wären Idioten, wenn sie unsere Unterwerfungsbereitschaft durch Selbstmordattentate und ähnliche islamische Lebensäußerungen stören oder gar umkehren würden.

Georg Osmialowski, Goch







Zu: „Kein Herz für Kinder“ von Christian Vollradt, JF 23/15

Juristischer Kampf bis 1984

Der im Artikel genannte Fred Karst war zu keiner Zeit Mitglied des Nerother Wandervogel und hat auch niemals für uns Kindergruppen geführt. In der pädo-kriminellen Szene Berlins gab es in den späten sechziger Jahren den Versuch, sich unseren angesehenen Vereinsnamen zur leichteren Anwerbung von Jugendlichen anzueignen. Der Nerother Wandervogel war damals ein nicht rechtsfähiger Verein und stand nur unter dem Namen seines Vermögensträgers im Vereinsregister. In zwei mühevollen Gerichtsverfahren konnten wir bei der sehr liberalen Berliner Justiz dann 1984 endlich durchsetzen, daß die Beklagten sich durch den Zusatz „Nord gegründet 1969“ zu unterscheiden hatten und jede Verwendung ihres Vereinsnamens ohne diesen Zusatz mit einer Vertragsstrafe von 1.500 D-Mark für jeden Einzelfall belegt werden konnte. Bisher konnten wir uns in diesem Zusammenhang über mangelnde Differenzierung durch die Medien nicht beklagen. Daß nun ausgerechnet die JF eine Falschmeldung ungeprüft übernimmt, ist für uns enttäuschend.

Fritz-Martin Schulz, Nerother Wandervogel Bundesleitung, Dommershausen







Zu: „Nur fünf Wochen“ von Dag Krienen, JF 23/15

Verstoß gegen die Militärtheorie

Der „Halt-Befehl“ Hitlers am 24. Mai 1940 gegen die Einwände des für die Operationsführung des Heeres verantwortlichen Oberbefehlshabers des Heeres, Generaloberst Walther von Brauchitsch, verstößt – angesichts der unmittelbar bevorstehenden Schließung der aus den Panzergruppen A und B gebildeten Zangen – gegen zwei militärtheoretische Hauptsätze: die Unteilbarkeit der Verantwortung in der Operationsführung sowie dem letzten Ziel im Kriege nach Carl von Clausewitzscher Diktion, der „Vernichtung der feindlichen Streitkräfte“ zur Erreichung des politischen Zwecks, die Unterwerfung unter den Willen des Kriegführenden. Im Fall Dünkirchen hatte sich die außerordentlich seltene Lage ergeben: „Die Vernichtung der gegnerischen Streitkräfte“ im Kessel von Dünkirchen wäre durch die Gefangennahme ohne Blutvergießen möglich gewesen. 

Hitlers persönliches Eingreifen durch den „Halt-Befehl“ verhinderte die Einschließung und Gefangennahme der geschlagenen Armeen der Westmächte und öffnete das Zeitfenster der Evakuierung. Hitlers Entscheidung, die Panzergruppen anzuhalten, widersprach allen Prinzipien machtpolitischer Vernunft und militärpolitischer Theoreme, ein politisches Faustpfand von größter Tragweite ohne jede Not aus der Hand zu geben. Hitler erwies sich hier geradezu als das Gegenteil des von Clausewitz skizzierten „kriegerischen Genius“. 

Denn das „Wunder von Dünkirchen“ festigte den Durchhaltewillen und das Durchhaltevermögen Englands nachhaltig und markierte damit den Anfang vom Ende des Dritten Reiches: Die Welt- und Seemacht England war keineswegs „vernichtet“; sie besaß mit Sowjetrußland einen starken „Festlandsdegen“ sowie in den Vereinigten Staaten einen mächtigen „natürlichen“ Verbündeten. Hitler bekam nun den Krieg, den er unbedingt vermeiden wollte, „den langen Krieg“, der – nach den Erfahrungen des Ersten Weltkriegs und nicht zuletzt der Folgen der Blockade der deutschen Seehäfen 1914 durch die britische Schlachtflotte – nicht zu gewinnen war. „Dünkirchen“ entpuppte sich also als das folgenreichste Gegenteil eines „kleinen Schönheitsfehlers“, schon gar nicht war es ein „Vernichtungssieg über die Westmächte“.

Dr. Günther Roth, Brigadegeneral a.D., Burggen