© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 28/15 / 03. Juli 2015

Aufgeschnappt
Sensibel am Ramadan
Matthias Bäkermann

Den guten Willen kann man der NRW-Landstagspräsidentin Carina Gödecke (SPD) nicht absprechen. „Damit sich Menschen unterschiedlicher Kulturen im gegenseitigen Respekt begegnen können“, wie es der Düsseldorfer Landtag ankündigte, sollte dort am 24. Juni der „interkulturelle und interreligiöse Dialog“ anläßlich des gemeinsamen Fastenbrechens zum Ramadan gewürdigt werden. Dafür ließ Gödecke 250 Gäste laden, vornehmlich Vertreter muslimischer Vereine und Verbände.  

Doch schon am selben Abend deutete sich an, daß alle Mühe umsonst war. Engin Olguner vom Deutsch-Türkischen Forum in der CDU klagte im Kölner Express gar über eine „Schmach“, die den Gästen widerfahren sei. Bestürzt war auch Bekir Alboga vom Islamverband Ditib, denn: „Tatsächlich war das Fleisch nicht halal!“ So berücksichtigte der Landtag zwar, daß Schweinefleisch und Alkohol tabu sind und ließ Lammgulasch und Hühnerspieße servieren. Doch anders als im Vorjahr, wo es laut Gödeckes Sprecher ähnliches Essen gab, galten diesmal strengere Maßstäbe. Etliche Gäste rührten das Fleisch nicht an, da es nicht von einem Moslem geschächtet worden war. Landtagsoffizielle reagierten sofort: Die Kritik werde beherzigt, künftig soll mehr kulturelle Sensibilität an den Tag gelegt werden.