© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 28/15 / 03. Juli 2015

Zeitschriftenkritik: History of War
Die Barbarei des Krieges
Werner Olles

Militärgeschichtliche Ereignisse geraten oft in Vergessenheit, wenn sie nicht die eigene Nation betreffen. Meist sind es runde Jahrestage, die uns dann daran erinnern. So ist es auch beim Vietnamkrieg, der 1965 begann. Dabei gehören der Bürgerkrieg zwischen dem kommunistischen Norden und dem westlich orientierten Süden und der Einsatz US-amerikanischer Truppen in dem südostasiatischen Land zu den „prägendsten und traumatischsten Kriegen der jüngeren Geschichte“, wie Oliver Buss, Chefredakteur der deutschen Ausgabe von History of War, in seinem Vorwort des aktuellen, zweimonatlich erscheinenden  Heftes (August4/2015) schreibt.

Der zweite Indochinakrieg forderte Millionen von Menschenleben und veränderte eine ganze Generation. Die militärische Schlagkraft einer Weltmacht traf auf hocheffiziente Guerilla-Taktik, der sie sich schließlich beugen mußte. Zugleich wurden der Dschungel, die Reisfelder und der Himmel Vietnams zum Exerzierfeld für die tödlichsten Waffen, aber auch zum Zeugen brutalster Massaker und unglaublicher menschlicher Tapferkeit.

Zu den ersten großen Kampfhandlungen am Boden kam es im November 1965, als die US-Streitkräfte und die nordvietnamesische Armee (NVA) im Ia-Drang-Tal aufeinanderstießen. Die Nordvietnamesen hatten den Ho-Chi-Minh-Pfad verlassen, um die direkte Konfrontation mit dem Feind zu suchen. An den Hängen des Chu-Pong-Berges entbrannte eine der blutigsten Schlachten des Vietnamkrieges. Zwar konnte der Angriff der NVA zurückgeschlagen werden, aber mehr als 200 Amerikaner und über 1.000 Vietnamesen fielen. Zehn Jahre später, am 30. April 1975, endete mit dem Fall von Saigon der Krieg.

Der Beitrag „Englands totaler Krieg“ befaßt sich mit dem Bombenterror der Royal Air Force (RAF) gegen deutsche Städte und die Zivilbevölkerung, nachdem der britische Premier Churchill Generalleutnant Arthur Harris mit der Aufgabe betraut hatte, aus der inkompetenten Bomberflotte eine kriegsgewinnende Waffe zu machen. Harris stellte die zerstörerischste Truppe des Zweiten Weltkriegs auf die Beine, und was am 13. Februar 1945 auf Dresden niederfiel, wurde zum Inbegriff der Barbarei. Die Stadt, ein Meisterwerk der Renaissance, zudem ohne militärische Bedeutung, ein ziviles Ballungszentrum mit Hunderttausenden Flüchtlingen aus dem Osten, wurde in einem 14stündigen Feuersturm, dessen einziges Ziel es war die schutzlose Bevölkerung zu terrorisieren, zu 90 Prozent zerstört. Als die Bomber schließlich abdrehten, stand Dresden das Schlimmste noch bevor, denn drei Stunden später kamen sie zurück, um ihr Werk des Grauens zu vollenden. Das Feuer, das sich bereits durch das Stadtzentrum gefressen hatte, breitete sich nun rasend schnell auf die Vororte aus. Bis heute kann niemand genau sagen, wie viele Menschen diesem Terrorangriff, der auch von englischen Historikern als Kriegsverbrechen eingeschätzt wird, zum Opfer fielen.


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