© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 28/15 / 03. Juli 2015

Gut ist, was die Steuerlast senkt
Henning Lindhoff

Die Ehe zwischen Mann und Frau sei ein heiliges Sakrament einerseits, eine durch den Staat zu schützende Institution andererseits, sagen jene, die den Lebensbund zwischen Mann und Mann sowie Frau und Frau nicht als „Ehe“ titulieren möchten. Mir persönlich erscheint es denkbar irrelevant, in welcher Form Paare in meiner direkten Nachbarschaft und weit darüber hinaus zusammenleben. Ich habe in meinem Leben noch keinen Menschen kennengelernt, dessen Partnerschaft ich ihm mißgönnt oder gar verteufelt hätte. Jeder soll nach seiner Fasson glücklich werden. Und ich denke, nur wenige selbst der vehementesten aller Kritiker der Homo-Ehe würden ein schwules Pärchen offen beleidigen. Im Grunde wollen alle Menschen Ruhe und Frieden – allem politischen Klamauk zum Trotz.

Warum überhaupt streiten wir uns also so verbissen über die Frage, ob und wie Männer mit Männern und Frauen mit Frauen zusammenleben dürfen? Die Linken haben uns die Suppe eingebrockt, die wir nun unwissentlich auslöffeln. Das Private ist politisch. Selbst die intimsten aller Lebensfragen sind längst Gegenstand öffentlicher Aufgeregtheiten geworden, weil mit ihnen öffentlich-rechtliche Pfründe verbunden sind, die es zu erobern oder eben zu verteidigen gilt.

Auch die Argumentation gegen die Homo-Ehe haut in diese Kerbe, indem sie die Ehe zwischen Mann und Frau als vom Staate schutzwürdig erachtet und verteidigt sehen möchte. Dieses Konstrukt namens Staat bietet, wie es scheint, ein Rundum-sorglos-Paket für all diejenigen, die im Bett mit den „richtigen“ Menschen verkehren. Dabei ist die Ehe keine Erfindung der Gesetzgeber. Die Zivilehe war in deutschen Landen über viele Jahrhunderte unbekannt. Erst Napoleon, sein Code Civil, die Preußen und mit ihnen manche Kirchenvertreter hoben die bis dato rein kirchliche Institution auf den Staatssockel. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts ist Ehe nur noch das, was das Bürgerliche Gesetzbuch vorschreibt. Erst der Beamte und sein Siegel geben den finalen Segen. Bis daß der Staat euch scheidet ...

Der Hype um die Homo-Ehe ist dabei nur das jüngste Symptom der modernen Massendemokratie. Ihr wohnt der permanente Umverteilungskampf inne. Die Achtung vor Privatheit und Eigentum ist ihre Sache nicht. Und auch Konservative, die sich heute für die Verteidigung der staatlich beschützten Ehe als Hetero-Klub einsetzen, spielen dieses Spiel mit. Auch sie suchen ihr Heil in staatlichen Strukturen und Geboten. Auch sie verkennen die Bedeutung von Privateigentum und versuchen, ihre Mitmenschen zu bekehren.

Doch wie das Spiel am Ende auch ausgeht, jedwede Entscheidung über die Rechtmäßigkeit der Homo-Ehe wird keinerlei Ende der Diskussion bedeuten. Jedes Urteil wäre nur ein Meilenstein. Denn das Rad der Umverteilung wird stets weitergedreht. Was kommt als nächstes? Die Reglementierung des Beischlafs? Viel bleibt nicht mehr.

Was ist nun das besondere Privileg der Heteros? Es sind die Steuererleichterungen. Aber Steuern sind Diebstahl – unabhängig davon, ob der Betroffene lieber Auto fährt statt Fahrrad, Hamburger ißt statt Blumenkohl oder Männer liebt statt Frauen.

Doch zurück zum praktischen Leben. Was ist nun das besondere Privileg, das die Heteros gegen die Homos zu verteidigen gedenken? Es sind die Steuererleichterungen. Förderung im staatlichen Sinne bedeutet heute, abzulassen von den durch die Finanzämter Geknechteten und Drangsalierten. Auf der Flucht vor den Steuerinspektoren wählen Abertausende den Weg über das Standesamt. Und jedem einzelnen von ihnen ist dieser Schritt von ganzem Herzen zu gönnen.

Steuern sind Diebstahl – unabhängig davon, ob der Betroffene lieber Auto fährt statt Fahrrad, Hamburger ißt statt Blumenkohl oder Männer liebt statt Frauen. Ich freue mich für jeden über seine Steuererleichterung, als daß er damit sein Eigentum der Umverteilungsmaschinerie ein kleines Stück weiter entziehen kann.

Wenn demnächst das Ehegatten-Splitting also auch für Homo-Paare greift, freut es mich auch für sie. Und es freut mich ebenso für die deutsche Wirtschaft. Denn laut einer Studie, die in den britischen Schwulen-Magazinen Diva und Gay Times veröffentlicht wurde, verdienen schwule Männer zirka 40 Prozent mehr als sich heterosexuell erquickende Männer. Eine in Österreich veröffentlichte Studie kam zu ähnlichen Ergebnissen. Schwule Österreicher verdienen dieser Studie zufolge im Schnitt 35.000 Euro, Männer insgesamt hingegen 28.000 Euro.

Sie werden mit ihrem Geld zukünftig sehr viel mehr sehr viel besser veranstalten können, als es ein Staat jemals könnte. Das ist des Pudels Kern. Mit wem wer kuschelt, spielt keine Rolle.




Henning Lindhoff, Jahrgang 1982, stieg ins Berufsleben als Sozialarbeiter ein und ist heute stellvertretender Chefredakteur der libertären Zeitschrift Eigentümlich frei. Auf dem Forum schrieb er zuletzt zum Thema, ob  Gotteslästerung härter zu bestrafen sei („Nicht Aufgabe eines Staates“,  JF 7/15).