© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 29/15 / 10. Juli 2015

Familienministerin Schwesig fördert 24-Stunden-Kitas
Wie zu erwarten
Elena Hickman

Kindertagesstätten sollen länger geöffnet sein, fordert Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD). Deshalb will sie insbesondere die 24-Stunden-Kitas mit rund 100 Millionen Euro fördern. Kritik kommt vom Koalitionspartner, dabei war so ein Plan doch zu erwarten.   

Ob diese Art der Betreuung pädagogisch wertvoll und dem Kindswohl zuträglich ist, danach fragt längst (fast) keiner mehr. Inzwischen zählt nur noch, was wirtschaftlich erwünscht ist. Viele Eltern haben keine familienfreundlichen Arbeitszeiten von 9 bis 17 Uhr, sondern arbeiten im Schichtdienst. Der Krankenschwester oder dem Polizisten helfen reguläre Kita-Öffnungszeiten deshalb natürlich nicht weiter. Wer heute auf dem Arbeitsmarkt mithalten möchte, muß maximale Einsatzbereitschaft zeigen und flexibel sein. Da ist die 24-Stunden-Kita nur logisch. Und wenn Papa und Mama berufstätig sind – deswegen brauchen sie ja das umfassende Betreuungsangebot – erwirtschaften sie wiederum auch die notwendigen Steuergelder für dieses teure Förderprogramm ... 

Nur die lieben Kleinen fallen dabei wieder hinten runter. Denn wer kann schon nach einer anstrengenden Nachtschicht komplett für sein Kind da sein? Wäre es da nicht einfacher, das Kind gleich auch tagsüber in der 24-Stunden-Kita zu lassen, um daheim ungestört schlafen zu können? Schöne neue Arbeitswelt.