© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 29/15 / 10. Juli 2015

Blick in die Medien
WDR-Leaks
Tobias Dahlbrügge

Für jeden Euro, den der deutsche Steuerzahler unfreiwillig an Rundfunkgebühr zahlt, erhält er Regierungspropaganda im Gegenwert von einem Euro. Insgesamt kassieren die öffentlich-rechtlichen Anstalten dafür acht Milliarden pro Jahr. „Ganz schön üppig“, oder? Doch nun beklagen anonyme WDR-Mitarbeiter bittere Spar-zwänge.

Auf dem mittlerweile gelöschten Twitter-Konto WDR-Leaks weinten ungenannte Mitarbeiter des Regionalsenders über die Pein einer „stillen Programmreform“. Diese sei „fragwürdig“ und zwinge das WDR-Personal zum Ertragen unzumutbarer Härten. So heißt es: „Der letzte Zuarbeiter geht um 21 Uhr nach Hause. Bis 24 Uhr sitzt der verantwortliche Redakteur (Dienstleiter) allein da. Unfaßbar!“ Was sind das bloß für hartherzige Menschen, die Journalisten solch frühindustriellem Elend aussetzen?

„Beim WDR wird der Sendeplan mit Entertainment überschwemmt.“ 

Die Gequälten verbreiten Sitzungsunterlagen und abfotografierte Dokumente, die belegen, wie der WDR seine Hörfunkprogramme „kaputtweichspült“. Ein Hilfeschrei der Gemarterten richtet sich an die Gewerkschaft ver.di: „Mehr Widerstand“! Es droht das Schlimmste: „Die Nachrichten von WDR1, WDR2, WDR3, WDR4 und WDR5 sollen gestrichen werden! Ziel: Einheitsbrei.“ Und wir dachten immer, das wären sie jetzt schon.

Hörfunkdirektorin Valerie Weber ist indigniert und läßt wissen: „Illoyalität schadet dem Unternehmen.“ Das hörte sich bei den WDR-Enthüllungen über schlimme Arbeitsbedingungen bei Amazon aber noch anders an.

Fassen wir noch mal zusammen: Beim WDR bleiben „Informationen zusehend auf der Strecke“, folgt „zwangsläufig Qualitätsverlust“ und wird „der Sendeplan mit Entertainment überschwemmt“. Das heißt, die eigenen Mitarbeiter räumen ein, daß der WDR trotz Milliarden Zwangsgebühren die Qualität nicht liefert, die er als „Qualitätsmedium“ reklamiert. Ja, wozu dann noch ein Rundfunkbeitrag?