© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 29/15 / 10. Juli 2015

Haltungsnote
Ein Hoch auf den Kapitalismus
Christian Rudolf

Nichts ist so abgestanden wie Kapitalismuskritik. Dessen ungeachtet strotzt jedes deutsche Kabarett davon. Gähn! Vince Ebert (47) dagegen liegt quer zu seiner Zunft. Wenn alle mitmachen, er nicht. Eberts Programm bricht eine Lanze für den Kapitalismus. Vielleicht weil er als Diplom-Physiker genau beobachtet und dann urteilt? „Es macht mir Spaß, an den Weltbildern der Menschen zu kratzen. Mit ideologisch angehauchtem Polit-Kabarett kann ich wenig anfangen.“ Mit dem Kapitalismus sei es so ähnlich wie mit Sex: „Selbst wenn er schlecht ist, ist er immer noch besser, als überhaupt keinen zu haben.“ Auch wer dieser Deutung nicht folgen mag – der Kapitalismus würde für etwas verteufelt, wofür er gar nichts könne! Am schlechtesten ginge es Ländern, in denen freie Marktwirtschaft überhaupt nicht existiert. „Wenn der Kapitalismus aus den Angeln gehoben wird, bleiben nur noch Länder wie Nordkorea, Kuba oder Venezuela übrig. Und dort ist es für uns Kabarettisten eher schwierig.“ Das Tolle an der Marktwirtschaft? „Man muß kein guter Mensch sein, um anderen Leuten etwas Gutes zu tun.“ Streitereien störten nur den friedlichen Handel: „Keine zwei Staaten, in deren Hauptstadt eine McDonald’s-Filiale steht, haben jemals Krieg gegeneinander geführt.“