© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 30/15 / 17. Juli 2015

Bundesregierung erkennt Hererokrieg als „Völkermord“ an
Zur Kasse, bitte
Matthias Bäkermann

Nun ist es also „Völkermord“. So bewertet jetzt auch die Bundesregierung ganz offiziell den „Vernichtungskrieg“ der deutschen Kolonialherren gegen die Herero und Hottentotten (Nama), der von 1904 bis 1908 in Deutsch-Südwestafrika tobte. Bisher hatte die Bundesrepublik die formale Anerkennung dieser Deutung immer vermieden, auch wenn sich Schuldneurotiker wie die damalige Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul schon 2004 gegenüber den Vertretern aus Namibia für die „Kriegsverbrechen“ entschuldigt hatten.

Historisch gründet die Feststellung, daß über 80.000 Herero in genozidalen Maßstäben umgekommen seien, auf den wissenschaftlich höchst angreifbaren Arbeiten des DDR-Historikers Horst Drechsler aus den sechziger Jahren, der als klassenkämpferischer Antikolonialist besonders mit der Quellenkritik auf Kriegsfuß stand. Linke Historiker wie Joachim Zeller tuteten später unbeeindruckt ins selbe Horn. Deren Thesen finden sich im fast gleichlautenden Antifa-Jargon nun in den „politischen Leitlinien“ aus Steinmeiers Ministerium wieder. 

Bei den Herero-Vertretern stieß diese Interpretation natürlich schon immer auf Wohlwollen. Da das Auswärtige Amt bereits ankündigte, ihren neuen Zeitgeschichts-Ukas als „Grundlage für die laufenden Gespräche mit Namibia“ zu betrachten, dürften die Aussichten der Hereros auf die lang geforderten Entschädigungszahlungen jetzt mehr als rosig sein.